Gladbeck. Im Jahre 2018 startete in Gladbeck das Projekt Innovation City. Was hat sich in den bisherigen drei Jahren getan? Stadtbaurat Kreuzer berichtet.
„InnovationCity Ruhr“ prangt über der Begrüßung „Willkommen in Gladbeck“ auf dem Straßenschild. Hinter der sperrigen Vokabel steckt das tatkräftige Bemühen um eine energetische Sanierung ganzer Stadtquartiere. Die Rechnung: weniger CO2-Ausstoß, weniger Energieverbrauch, weniger veraltete Geräte – dafür mehr moderne Technik gleich mehr Lebensqualität und eine saubere Zukunft. Zu hohe Ansprüche? Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer sagt, wo Gladbeck aktuell in dem Projekt steht.
Auch interessant
Er berichtet: „Wir sind im Jahr 2018 mit Innovation City gestartet. In dieser Zeit wurden in Rentfort-Nord und in der Stadtmitte rund 200 Beratungen durchgeführt.“ Allerdings, so schränkt Kreuzer ein, seien wegen des Ausbruchs der Corona-Krise nur 140 dieser Kontakte direkt an den Haustüren möglich gewesen. Jörg Piontek-Möller, Carolin Reich und Sophia Sprang von der städtischen Umweltabteilung suchten die Menschen in ihrem Zuhause vor Ort auf, um sie über die Chancen und finanzielle Fördermöglichkeiten in Verbindung mit dem Projekt zu informieren. In Pandemie-Zeiten griffen die drei Sanierungsfachleute zum Telefon.
Informationen Gladbecker Sanierungsfachleute werden gerne angenommen
Offensichtlich fruchteten die Beratungsgespräche, denn der Erfolg lässt sich in Zahlen messen. Der Stadtbaurat: „124 Förderanträge wurden gestellt. An Investitionen ausgelöst wurden 2,1 Millionen Euro.“ Und damit nicht genug: Eine weitere halbe Million befinde sich in der Pipeline – sprich in der Planung. Noch ein Pluspunkt: Die Aufträge werden nicht etwa in Gladbeck angewiesen und gehen dann nach Jottwehdeh. Kreuzer berichtet: „90 Prozent bleiben in Gladbeck und in der Umgebung, davon 55 Prozent in der Nachbarschaft.“
Auch interessant
Die Sanierungsquote sei „etwa doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt“. Wobei ein ganzes Paket möglicher Maßnahmen geschnürt ist, um Immobilien energetisch auf Vordermann zu bringen. Davon konnten sich Interessierte beispielsweise in Vorträgen und bei Rundgängen durch eines der Quartiere, zuletzt kam Brauck-West/Butendorf hinzu, ein Bild machen. Da hatte ein Hausbesitzer in Rentfort-Nord sein Flachdach begrünt, anderenorts bekam ein Neubau eine moderne Dämmung, und Solarenergie ist längst kein Fremdwort mehr. „Photovoltaik ist gefragt und läuft gut“, stellt der Stadtbaurat fest.
Auch interessant
Kleinere Programme ergänzen das Angebotsspektrum und bieten einen zusätzlichen Anreiz, für Umwelt und Klima aktiv zu werden. Kreuzer nennt beispielhaft eine Aktion von Stadt und RVR. Gefördert wurden Solarstecker. Der erzeugte Strom kann für Haushaltsgeräte fließen.
Auch interessant
Gut aufs Klima wirkt sich Dachbegrünung aus. Der Stadtbaurat: „Dazu haben wir eine kleinere Förderung von 200.000 Euro. Wer interessiert ist, kann sich da noch melden.“
Auch interessant
Rollout in Gladbeck
Bei Innovation City Ruhr handelt es sich um ein Projekt, das zum Ziel hat, ein begrenztes industriell geprägtes Stadtquartier klimagerecht energetisch zu sanieren. Konkret sollen dazu die CO2-Emissionen um 50 Prozent reduziert werden, um die Lebensqualität der Einwohnerschaft zu steigern.
Der Initiativkreis Ruhr ging im Jahr 2020 mit einem Wettbewerb um die „Klimastadt der Zukunft“ an den Start. Kommunen im Ruhrgebiet durften sich bewerben. Unter den fast 20 Städten war auch Gladbeck. Aber Bottrop machte schließlich das Rennen und wurde zum Pilotgebiet.
Doch Gladbeck hatte keineswegs das Nachsehen. Das Projekt, das als Vorbild für das gesamte Ruhrgebiet – und Metropolen auf dem ganzen Erdball – fungieren soll, wurde „ausgerollt“ – sprich: ausgedehnt. Somit erreichte Innovation City auch Gladbeck. Zunächst ging es um Rentfort-Nord, es folgten Stadtmitte I und II.
Kreuzer konstatiert: „Es ist eine Tendenz zu beobachten, dass gerade junge Familien sehr aufgeschlossen sind.“ Menschen, die sich ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen wollen, achten häufig von vornherein auf Aspekte wie Energieverbrauch. Moderne Heizungsanlagen und dichte Fenster, Dämmung – all das wirkt sich auch positiv im Portemonnaie aus.
Auch interessant
Aber was ist mit der bestehenden Bausubstanz? Viele Gebäude in den Projekt-Gebieten wurden in den 1950er und 1960er Jahren errichtet. Sie haben laut Fachleuten ein besonders großes Potenzial. Die städtischen Sanierungsfachleute legen in ihren Informationen und Beratungen dar, was passgenau möglich und sinnvoll ist. Das überzeugte wohl auch eine 90-jährige Gladbeckerin, wie Stadtbaurat Kreuzer erfahren hat. Er erzählt: „Sie hat sich eine Photovoltaikanlage angeschafft, weil sie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten will.“