Gladbeck. Raser und Poser bringen in Gladbeck Anwohner in Fahrt. Die Polizei hat die Szene im Blick. Kreisweit wurden in 2020 gut 80 Autos sichergestellt.

Sie geben ordentlich Gas in ihren PS-starken Boliden; rasen in halsbrecherischer Manier über Straßen in Gladbeck – einerlei ob im Stadtbereich oder außerhalb. Sie bremsen mit quietschenden Reifen und verursachen mitunter einen Heidenlärm: Ein Gebaren, dass Anwohner und andere Verkehrsteilnehmer in Sekundenschnelle von Null auf 100 bringt – und in Gefahr. Doch die Polizei hat Raser und Poser im Visier und greift durch...

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Bereits 14 Fahrzeuge haben Beamte des Präsidiums Recklinghausen in diesem Jahr aus dem Verkehr gezogen, und das allein in Gladbeck. „Insgesamt waren es kreisweit mehr als 80“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst, „das ist schon was.“ Sie nennt ein Beispiel: „Es kann sein, dass ein Fahrzeug erst einmal vorübergehend sichergestellt wurde, weil es beispielsweise nicht verkehrssicher ist.“ Da hat ein Fan schneller Flitzer vielleicht an den Achsen, Spuren, Reifen oder Felgen gebastelt. Hörst: „Schleift es an manchen Stellen und das fällt den Kollegen auf, wird der Wagen angehalten und der Fahrer darauf hingewiesen: ,So geht das nicht!’.“ Manchmal jedoch kassiert die Polizei das betreffende Auto auch prompt ganz ein – und den Führerschein gleich mit.

Gladbeck: Ein beliebtes Datum für Treffen von Rasern und Posern ist der Karfreitag

Da geht’s nicht immer nur um Schnelligkeit. Die Freizeit-Schumis wollen einfach aller Welt zeigen, was für ein Pracht-Exemplar von Auto sie da lenken. Größer, teurer, schneller: Wer bei diesen Kriterien punkten kann, lässt die Konkurrenz hinter sich. „Posen“ heißt das Zur-Schau-Fahren im Fach-Jargon. „Die Fahrer wollen ihre Kräfte messen“, weiß Ramona Hörst. Sie stellt allerdings fest: Eine echte Szene gibt es in Gladbeck – im Gegensatz zu anderen Städten – nicht. So ist das Hafengebiet Graf Bismarck in Gelsenkirchen in den besagten Kreisen eine bekannte Adresse. Als beliebte Treffpunkte angesteuert werden unter anderem gerne Parkplätze an Fast-Food-Restaurants und Tankstellen.

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Klaus Rottmann vom Siedlerverein Moltkesiedlung in Gladbeck hat beobachtet: Die Horster Straße ist eine beliebte Rennstrecke für Autoraser.
Klaus Rottmann vom Siedlerverein Moltkesiedlung in Gladbeck hat beobachtet: Die Horster Straße ist eine beliebte Rennstrecke für Autoraser. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Hörst sagt für das Einzugsgebiet des Polizeipräsidiums Recklinghausen: „Besondere Schwerpunkte, an denen sich die Fahrer treffen, können wir hier nicht benennen. Das ist ein flächendeckendes Problem.“ Dabei sind sehr wohl Daten bekannt, an denen die Bleifüße und Poser zusammenkommen. Karfreitag, das sei so ein Tag, zu dem sie sich verabreden.

Anwohner der Horster Straße haben sich über Wettrennen beschwert

„Bei Kontrollen können wir Fahrer auf frischer Tat ertappen“, so Romana Hörst. Aber wie das bei dieser mobilen Szene so ist: Beschweren sich Bürger über illegale Autorennen vor ihrer Haustür, können die Raser durchaus schon längst über alle Berge sein, wenn die Polizei eintrifft. Davon weiß Klaus Rottmann zu erzählen. Dem Vorsitzenden des Siedlervereins Moltkesiedlung kommen immer wieder Beschwerden von Mitgliedern zu Ohren, dass Autofahrer – vornehmlich in den Nachtstunden – mit Vollgas und heulenden Motoren über die Horster Straße in Butendorf „heizen“. Rotlicht? Mittelinsel? Geschwindigkeitsbegrenzung? Darum scheren sich die Raser laut Rottmann nicht.

Kontrollen durchgeführt

Klaus Rottmann hat sich wegen der Raserei, die er sowie Mitglieder des Siedlervereins Moltkesiedlung und andere Anwohner auf der Horster Straße in Butendorf beobachtet haben, nicht nur an die Polizei, sondern auch an das Kommunale Ordnungsamt gewandt. Die Stadtverwaltung reagierte auf die Beschwerde.

Es wurde ein Seitenradar aufgestellt. Zusätzlich wurden langfristige Kontrollen durchgeführt. Das Ergebnis dieser Überwachungsmaßnahmen nach Angaben der Stadtverwaltung: keine besonderen Auffälligkeiten.

Auf dem Netto-Parkplatz seien die Rennen gestartet, hat der Vereinsvorsitzende beobachtet. Doch selbst wenn die Polizei die Raser bremsen kann – diese suchen sich dann eben eine andere Rennstrecke, so Ramona Hörst. Sie spricht von einer „Verlagerung der Szene“. Aber die Behördensprecherin versichert: „Wir haben in den vergangenen Jahren immer stärker unser Augenmerk auf Raser und Poser gerichtet und haben diese im Blick.“

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Tipp: Der Polizei Modell, Autokennzeichen oder andere Merkmale nennen, wenn Raser und Poser unterwegs sind. Dann können die Beamten den Hinweisen nachgehen, auch wenn die auffälligen Fahrer längst woanders ihrem Hobby frönen.

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