Gladbeck. Gladbecks Politik sorgt sich um den Schulbetrieb, falls es zur vierten Corona-Welle kommt. Vor allem fehle es noch an Tablets fürs Homeschooling.

Der Zeitpunkt der Diskussion war eher ein Zufall: Unmittelbar vor Beginn der Sommerferien diskutierte der Rat der Stadt Gladbeck über das Ob und das Wie des Schulunterrichts nach den großen Ferien. Alle Fraktionen, aber auch die Fachleute der Verwaltung, trieb die Sorge um vor einer vierten Corona-Welle und mögliche erneut negative Auswirkungen auf den Schulbetrieb. Schuldezernent Rainer Weichelt warnte aber vor Aktionismus und warb um das Vertrauen der Politik: „Wir haben viel getan und erreicht, haben die Situation auch weiter genau im Blick und kümmern uns.“

Es gebe noch Defizite, ja, so Weichelt. Es sei aber auch kompliziert. Es gehe um unterschiedliche Kompetenzen, vor allem aber auch um Geld, das die Stadt nicht in dem Maße habe, um so umfassend helfen zu können, wie sie wollte. „Wir haben unsere Hausaufgaben während der Pandemie gemacht, haben durchaus auch weitere Entwicklungsziele, brauchen aber Zeit und Geduld zum Nachsteuern.“ Auch Bürgermeisterin Bettina Weist warb um Zutrauen der Politik, man werde von Seiten des Schulträgers alles prüfen, was für einen sicheren Schulbetrieb im kommenden Schuljahr möglich sei.

Die Bündnisgrünen fordern mehr Investitionen für die Kinder

Der Rat der Stadt – hier ein Foto vom November in der Stadthalle – diskutierte für die technische  Ausstattung der Schulen.
Der Rat der Stadt – hier ein Foto vom November in der Stadthalle – diskutierte für die technische Ausstattung der Schulen. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Anlass der Diskussion war ein Antrag der Grünen, die sich sorgen, dass es bei einer vierten Corona-Welle erneut zu Distanzunterricht komme, der aber weiterhin qualitativ nicht ausreichend gegeben werden könnte. Die Stadtbildungskonferenz in dieser Woche habe gezeigt, dass es eine Unzufriedenheit in den Schulen gebe, wie der Distanzunterricht bisher gelaufen sei. Man habe den Wunsch vernommen, so Grünen-Fraktionschefin Ninja Lenz, dass der Distanzunterricht zukünftig besser geregelt werden sollte. Sie mahnte entsprechend Konzepte bei der Verwaltung an.

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Auch nach eineinhalb Jahren Pandemie, so Lenz, herrsche weiterhin „oft Hilflosigkeit und Unsicherheit“ vor – vor allem in Bezug auf das Distanzlernen, „und wir sind noch weit davon entfernt, diese Form des Unterrichts als Alternativangebot verlässlich und gerecht zu organisieren.“ Vor allem fehle es an der technischen Ausstattung für das Homeschooling. Ihr Fraktionskollege Bernd Lehmann sagte mit Blickrichtung Verwaltung, dass bislang alle Bemühungen nicht reichten, es müsse mehr Geld für die Kinder investiert werden.

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Ein Drittel aller Schüler hat inzwischen ein Tablet für den Unterricht

Dezernent Weichelt berichtete, dass die Stadt deutlich die Ausstattung mit Tablets in den Schulen erweitert habe. Eine Erhebung von Mai belege, dass inzwischen 98,7 Prozent der Lehrer ein Tablet haben, außerdem 34,1 Prozent der Schüler. Weichelt berichtete von den Schwierigkeiten der Beschaffung: Im August sei ein Großteil der Tablets bestellt worden, erst im März seien sie geliefert worden. Immerhin betrage das Verhältnis in Sachen Tablets 3:1: Auf drei Schüler komme ein Endgerät. Vor der Pandemie sei das Verhältnis 4:1 gewesen. „Unser Ziel ist ein 1:1!“

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Schulausschussvorsitzender Dustin Tix (SPD) bescheinigte der Verwaltung, viel getan zu haben, er verwies aber nach Gesprächen mit einer Reihe von Schulleiterin auf nach wie vor vorhandene Defizite, die es zu beseitigen gelte – auch was Luftfilter zur Reinigung der Klassenzimmerluft anbelangt. CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Rademacher sagte, es sei nicht alles perfekt, „aber auch nicht grottenschlecht“, was die Verwaltung erreicht habe. Rademacher zeigte sich davon überzeugt, dass der Schulträger „alles macht, was möglich ist“, um weitere Verbesserungen zu erzielen. Genauso wichtig sei aber auch, dass die Politik die Themen weiter beobachten werde.

Schuldezernent Weichelt sagte, die beste Strategie, um Unterricht, und zwar in Präsenzform, zu ermöglichen, sei das Impfen: Alle Lehrer und alle Eltern, zitierte Weichelt den bekannten Berliner Virologen Christian Drosten, sollten sich „für die Kinder“ impfen lassen. „Wenn sich alle Eltern und Lehrer immunisieren lassen, müssen wir künftig keine Schulen mehr schließen.“