Gladbeck. Der WAZ-Corona-Check zeigt: Viele Menschen kritisieren fehlende digitale Konzepte. Schulen in Gladbeck sehen Folgen fehlender sozialer Kontakte.
Schüler in Gladbeck haben eine harte Zeit hinter sich. Während der Corona-Pandemie herrschte ein ständiges Hin und Her zwischen Präsenz-, Distanz- und Wechselunterricht. Dabei wurde deutlich: Es hakt an der Digitalisierung. Auch der Corona-Check der WAZ zeigt: Viele Menschen in Gladbeck sind unzufrieden mit den Maßnahmen in den Schulen. Und die Sorgen über die Folgen von verpasstem Unterricht und fehlenden sozialen Kontakten sind groß.
Auf einer Skala von eins (zu hart) bis fünf (nicht ausreichend) bewerten die Gladbecker die für Schulen getroffenen Maßnahmen während der Krise mit 3,36 (Durchschnitt der befragten Städte im Verbreitungsgebiet der WAZ: 3,52). Viele Teilnehmer nutzten die Möglichkeit, nicht nur einen Wert anzugeben, sondern ihre Kritik bezogen auf Schulen ausführlicher zu äußern.
Schuldezernent: „Wir müssen weiter an der digitalen Ausstattung arbeiten“
„Mit den richtigen Maßnahmen wäre ein Präsenzunterricht möglich. Man müsste nur mal Geld für die Ausstattung der Schulen in die Hand nehmen“, kritisiert ein Leser. „Corona hat gezeigt, dass wir auf einen vollen Distanzunterricht nicht vorbereitet waren“, räumt Schuldezernent Rainer Weichelt ein. Inzwischen seien die Schulen deutlich besser aufgestellt. „Wir müssen aber weiter Gas geben und an der digitalen Ausstattung arbeiten.“
437 Gladbecker haben beim Corona-Check mitgemacht
437 Gladbecker haben beim Corona-Check der WAZ mitgemacht. Mit dieser Folge endet er.
Die Redaktion wollte herausfinden, wie sich die Pandemie konkret auf die Lebensweise der Menschen ausgewirkt hat. 15.304 Personen haben sich an der Umfrage beteiligt.
Die Daten-Analystin der Funke Mediengruppe, Ana Moya, sagt zum Corona-Check: „Insgesamt haben wir ein sehr valides Stimmungsbild. Der Corona-Check gibt Einblicke in die Empfindens-Welt der Menschen unserer Region.“
So sei ein Ziel, ein Verhältnis zwischen der Ausstattung mit digitalen Endgeräten und Schüler von eins zu eins zu bekommen. „Derzeit liegen wir beim Verhältnis drei zu eins“, so Weichelt. Das heißt, für drei Schüler steht ein Laptop bereit. 2100 Laptops hat die Stadtverwaltung als Schulträger über ein Sonderprogramm des Landes im Laufe der Pandemie erhalten. „Wir haben die digitale Versorgung deutlich verbessert“, so Weichelt. Dass die „Digitalisierung total verschlafen“ worden sei, kritisiert indes ein weiterer Leser beim Corona-Check. Weichelt sieht die Pandemie auch als Chance. „Viele Lehrer älteren Semesters haben begriffen, dass die Digitalisierung keine Gefahr, sondern eine Chance ist.“
Noch immer sind nicht alle Schulen ans Breitband angeschlossen
Ein weiterer Aspekt bei der Digitalisierung, neben der Bereitstellung von Geräten, ist der Breitband-Ausbau. Noch immer sind nicht alle Schulen angeschlossen. „Bis zum Ende des Monats liegen planmäßig die Leitungen an allen Schulen“, so der Schuldezernent. Dann jedoch müsse noch eine europaweite Ausschreibung erfolgen, „um einen Betreiber zu finden, der die Daten durch die Leitungen schickt“. Weichelt rechnet damit, dass es im Herbst so weit sein könnte.
Die Pandemie habe aber auch dazu geführt, so der Sozial- und Schuldezernent, dass die soziale Schere weiter auseinander gehe. „Wer weniger Platz in einer Wohnung hat, und etwa mit weiteren Geschwistern am Küchentisch arbeiten muss, kann nicht ungestört lernen.“ Zudem fehle es in sozial schwächeren Familien eben an der Ausstattung.
Das Zusammengehörigkeitsgefühl hat stark gelitten
Neben der Probleme der Ausstattung gibt es auch Kritik an den aufgrund von Homeschooling entstandenen fehlenden sozialen Kontakten. „Es war Zeit genug, um gute Konzepte umzusetzen. Kinder brauchen persönliche Kontakte“, kritisiert ein weiterer Teilnehmer des Corona-Checks die Distanz-Unterrichtszeit der zurückliegenden Monate.
Das sieht auch Carsten Weijers, Geschäftsführer der Waldorfschule, so. „Die Kinder und Jugendlichen waren über Monate zu Hause, sie sind gar nicht mehr an Schule gewöhnt“, beobachtet er nun nach dem Neustart des Präsenzunterrichts. Zwar sei die Lage von Schüler zu Schüler unterschiedlich, aber, so hat Weijers festgestellt: „Manche haben sich auch im Digitalen versteckt.“ Auch das Miteinander habe sich verändert, das Zusammengehörigkeitsgefühl sei nicht mehr so stark. Jetzt sei es Aufgabe der Schule, das Verlorene wieder zurück zu holen. „Wir müssen mit den Kindern ins Gespräch gehen, schauen, wo ihre Stärken sind, und sie im sozialen Bereich fördern.“
Ein weiteres Problem, dass angegangen werden müsse: „Wir sehen im Sportunterricht, dass viele Schüler in Zeiten des Lockdowns aus der Form geraten sind. Es muss nun wieder eine Struktur und einen Ansatz von Normalität im Leben der jungen Menschen geben.“