Gladbeck. Corona hinterlässt Spuren auch in Gladbecks Innenstadt. Es gibt weitere Leerstände. So will Bürgermeisterin Weist die Lage in den Griff bekommen.

  • Besonders kleinere Filialisten haben es schwer in der Corona-Krise. Das bekommt auch die Gladbecker Innenstadt zu spüren.
  • Zwei weitere Läden an der Hochstraße sind geschlossen – dauerhaft oder vorübergehend.
  • Nach Ostern will Bürgermeisterin Weist zum Runden Tisch „Zukunft der Innenstadt“ mit Einzelhändlern, Gastronomen, Handwerkern und Dienstleistern einladen.

Die Innenstadt von Gladbeck leidet zunehmend unter der Corona-Krise. Die Anzeichen dafür treten immer deutlicher hervor. Vor allem: Selbst in Gladbecks bester Einkaufslage, der unteren Hochstraße, schließen Geschäfte. Und so kommen zu den um die 16 gewerblichen Leerständen im Bereich der Innenstadt, die die Wirtschaftsförderung der Stadt schon länger auf der Liste hat, nun weitere hinzu.

Im Laden von Arko in Gladbeck hängt ein Schild – mit Hinweis auf die Filiale in Bielefeld

Den kleinen Süßigkeitenwaren-Laden Arko an der Hochstraße 28 haben die Mitarbeiter vor kurzem ausgeräumt. Kaffee und Süßwaren wurden verpackt und abtransportiert, im Schaufenster sind lediglich einige Dekoteile zurückgeblieben. An der Tür hängt ein Schild mit dem etwas seltsamen Hinweis, man sei leider noch nicht für die Kunden da, dafür aber die Kollegen – in der Filiale Bielefeld. Auf der Internetseite von Arko steht, das Geschäft in Gladbeck ist „vorübergehend geschlossen“, was immer das heißen mag.

Askania hat den Laden in Gladbeck an der Lambertistraße mittlerweile wieder geöffnet.
Askania hat den Laden in Gladbeck an der Lambertistraße mittlerweile wieder geöffnet. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

„Dauerhaft geschlossen“ ist hingegen laut Vermerk im Internet der Modeladen Bonita an der Hochstraße 12. Das schmale Geschäft ist auch bereits komplett leergeräumt. An einer Wand lehnen nur noch einige abgebaute Regalböden. Nichts erinnert mehr daran, dass hier noch bis vor kurzem Damenmode verkauft wurde. Im vergangenen Jahr hatte das Textilunternehmen die Insolvenz in Eigenverantwortung eröffnet. Die Sanierung ist jetzt zwar abgeschlossen, die Filiale in Gladbeck scheint den Prozess allerdings nicht überlebt zu haben. Anders als die Bonita-Boutique an der Gladbecker Straße in Bottrop. Dieser Standort konnte erhalten bleiben.

Douglas und auch der Telekom-Shop haben die Gladbecker Innenstadt schon vor einigen Monaten verlassen

Schon seit einigen Monaten sind die Türen des Telekom-Ladens und der Parfümerie Douglas an der Hochstraße geschlossen. Beide Leerstände fallen wegen der Größe der Geschäfte besonders ins Auge in der Innenstadt. Nach wie vor ist es so, dass der kleine, inhabergeführte Einzelhandel sich recht tapfer schlägt in der Corona-Krise. Doch was tun, wenn zwischen diesen Läden immer mehr Lücken klaffen?

Den Ernst der Lage verschweigt auch Bürgermeisterin Bettina Weist nicht. „Die Corona-Krise und ihre Folgen bereiten mir Sorgen, hier müssen wir gegensteuern“, sagt sie. Es müssten nun Lösungsansätze erarbeitet, gute Ideen entwickelt und umgesetzt werden. Dazu will die Bürgermeisterin Einzelhändler, Gastronomen, Handwerker und Dienstleister gemeinsam mit den Experten der Verwaltung an einen Tisch holen. Nach Ostern soll das erste Treffen zur „Zukunft der Innenstadt“ stattfinden.

Bürgermeisterin Weist hat Ministerpräsident Laschet angeschrieben

Nachfolgelösungen in Sicht

Die kleineren Ketten scheinen es tatsächlich schwer zu haben in der Corona-Krise. Diesen Eindruck bestätigt auch der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, Peter Breßer-Barnebeck.

Unabhängig davon gibt es für die Gladbecker Innenstadt aber auch Positives zu berichten. So hat die Schreibwaren-Großhandlung Askania an der Lambertistraße mittlerweile wieder geöffnet. Die Kette aus Recklinghausen hat Insolvenz angemeldet und befindet sich in der Sanierungsphase. Breßer-Barnebeck: „Im Moment ist die Hoffnung, dass es dort nicht zu einem Leerstand kommen wird.“

Und auch das Modegeschäft Bonita wird wohl nicht lange ein Leerstand bleiben. Laut Auskunft des Wirtschaftsförderers sind die Räume bereits neu vermietet. Und auch für den ehemaligen Kodi-Laden an der Ecke Horster Straße / Lambertistraße scheint eine Nachfolgelösung in Sicht. In diesem Fall soll Anfang Mai der Mietvertrag unterschrieben werden.

Ebenfalls schon länger leer steht die Ernstings-Filiale am Eingang zum Goetheplatz. Dort wird der Hörgeräteakustiker Kind einziehen. Die Renovierung der Räume ist für den Sommer geplant. Bis dahin wird die Kunstschmiede Gladbeck das Ladenlokal nutzen.

Doch damit nicht genug. Bereits Anfang März hat Bettina Weist ein Schreiben an Ministerpräsident Armin Laschet gerichtet mit der Bitte, „die jetzt vereinbarten Regeln zwischen der Bundeskanzlerin und den Ländern so flexibel wie möglich auszulegen“. Handel, Dienstleistung und Gastronomie hätten gute Konzepte vorgelegt, wie eine Ausbreitung der Pandemie in den Ladenlokalen und Restaurants verhindert werden könne. „Ich bitte Sie, daher zu prüfen, inwieweit Sie in NRW flexiblere Regelungen bei Einhaltung aller Schutzmaßnahmen ermöglichen können“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Bei einem Rundgang durch die Innenstadt mit Experten der Verwaltung, so Weist weiter, sei deutlich geworden, wie groß die Sorgen in der Innenstadt mittlerweile seien. Händler würden auf bestellter und bezahlter Ware sitzen bleiben, zusätzlich gebe es die Angst, dass viele Läden nach der Corona-Krise schließen oder Leerstände nicht gefüllt werden können. Weist: „Ich kann die Sorgen und Nöte nachempfinden und teile sie. Unsere Innenstadt ist das Gesicht der Stadt, wir müssen alles dafür tun, dass bald wieder Leben einzieht.“

Geantwortet hat der NRW-Ministerpräsident auf das Schreiben aus Gladbeck bislang noch nicht.