Gladbeck. Die Corona-Pandemie hat einige Auswirkungen auf die Arbeit der Feuerwehr in Gladbeck. So hat sich die Zahl der Einsätze 2020 entwickelt.

Die Corona-Pandemie hat auch den Alltag der Feuerwehr in Gladbeck grundlegend verändert. Nicht nur mehr Krankenfahrten verzeichnen die Rettungskräfte, auch auf der Wache hat sich einiges geändert. Die Förderung des Nachwuchses im Ehrenamt bleibt derzeit auf der Strecke.

So fanden seit Mitte des vergangenen Jahres keine Übungsdienste und Lehrgänge mehr statt. „Gerade die Nachwuchsförderung kommt derzeit viel zu kurz“, so Feuerwehr-Chef Thorsten Koryttko. Sobald es wieder möglich ist, soll aber mit der Ausbildung als „elementarer Bestandteil des Ehrenamtes“ wieder gestartet werden.

Die Kontakte auf der Wache werden so gering wie möglich gehalten

„Die Pandemie beschäftigt uns jetzt seit einem Jahr, wir müssen immer wieder nachschärfen und umplanen, Corona ist in unseren Planungen immer präsent“, sagt er. Auch organisatorisch ist einiges anders als vor der Pandemie. Um Kontakte untereinander möglichst gering zu halten, sind etwa die Pausenzeiten so entzerrt, dass nicht alle gleichzeitig im Pausenraum sitzen. Die persönlichen Kontakte und Netzwerke leiden darunter. Und die sind wichtig. Schließlich müssen alle Mitarbeiter so miteinander agieren, dass es auch bei einem Einsatz funktioniert. Besprechungen sind weniger geworden, und wenn es sie gibt, finden sie nur noch in großen Räumen statt. „Auch die Wachübergabe machen wir so kontaktlos wie nur möglich“, so der Leiter der Feuerwehr. Vier Mitarbeiter erkrankten im Laufe der Zeit an Corona. „Die Ansteckung passierte aber im privaten Umfeld.“

Auch nach außen musste sich die Feuerwehr abgrenzen, Besuchergruppen, etwa Kitas für die Brandschutzerziehung, kommen nicht mehr ins Haus. „Wir hoffen, dass wir uns bald wieder der Bevölkerung zeigen können“, so Koryttko.

534 Infektionsfahrten

Eine Lehre aus der Pandemie betrifft den Vorrat von medizinischem Material. „Beatmungsschläuche waren zu Beginn der Pandemie sehr schnell vergriffen. Jeder hat seine Lagerkapazitäten hochgefahren, so wie Privathaushalte es mit Toilettenpapier gemacht haben“, berichtet Brandoberinspektor Simon Blankenhagen.

Inzwischen seien die Lager zwar wieder voll, aber: „Die ersten drei Wochen waren hart.“ Auch ausreichend Schutzausrüstung fehlte. Bei der Feuerwehr Gladbeck gründete sich rasch eine Taskforce, die sich damit beschäftigte, wie lange das Material noch ausreichen würde. „Manchmal war es knapp“, erinnert Blankenhagen sich. Die Wachen im Kreis tauschten bei Bedarf auch Material untereinander aus. „Es gab eine hohe Solidarität.“ Der Verbrauch an Schutzkleidung war hoch, denn: 2020 standen 534 Infektionsfahrten (Verdacht oder bestätigter Corona-Fall) an.

Mehr Brandeinsätze als im Vorjahr

Die Zahl der Brandeinsätze ist 2020 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (siehe Grafik), Hilfeleistungen sind hingegen gesunken. „Das hat auch etwas damit zu tun, dass wir im vergangenen Jahr nicht so viele Sturmeinsätze hatten wie noch 2019“, erklärt Brandoberinspektor Simon Blankenhagen.

Die Feuerwehr blickt auf einige besondere Einsätze im vergangenen Jahr zurück. So erinnert sich Blankenhagen an eine Brandserie. Unter anderem Altkleidercontainer und Mülltonnen waren angezündet worden, aber etwa auch in der Rathaustoilette hatte es gebrannt. Im Oktober fasste die Polizei schließlich zwei Schüler (13 und 14 Jahre). „Danach wurde es ruhiger bei Kleinbränden“, so Blankenhagen. Einen besonders langen Einsatz hatte die Wehr im Oktober, als ein Kesselwagen mit Flüssiggas leck geschlagen hatte. An der Stadtgrenze Gelsenkirchen/ Gladbeck waren Einsatzkräfte aus beiden Städten eine ganze Nacht lang damit beschäftigt, das hochexplosive Gas abzupumpen.

Gleich zu Jahresbeginn konnten die Kräfte bei einem Brand bei Rockwool ihren kurz vorher angeschafften Großlüfter einsetzen, um die große Produktionshalle zu entrauchen. Er kam auch zwei Monate später zum Einsatz, als es in einem Werk in Brauck eine chemische Reaktion gegeben hatte. Die Anwohner waren per Warn-App Nina gewarnt worden. „Je mehr Menschen die App nutzen, desto mehr können wir bei Gefahr erreichen“, wirbt Koryttko.

Der Rettungsdienst hatte deutlich mehr zu tun

Die Einsatzzahlen des Rettungsdienstes haben indes im vergangenen Jahr zugenommen. „Die Krankheitsfälle werden immer mehr. Das kann auch an der Altersstruktur liegen“, so Georg Fragemann, Abteilungsleiter Rettungsdienst der Gladbecker Feuerwehr. Aber auch der zunehmende Straßenverkehr – von Lockdown-Zeiten abgesehen – führe etwa zu mehr Verkehrsunfällen und so auch zu mehr Verletzten. Hinzu komme das persönliche Empfinden, das sich verändert habe. Habe man früher bei Magenschmerzen beispielsweise etwas abgewartet, werde heute schneller der Rettungsdienst gerufen. Und in Corona-Zeiten kommt hinzu: „Gerade in der ersten Phase im vergangenen Jahr haben wir festgestellt, dass wir viele Beratungen gemacht haben. Alles war überlastet, auch niedergelassene Ärzte. Dann wurden wir öfter gerufen, auch um Tabletten auszugeben, das machen wir aber gar nicht.“ Aber natürlich auch die Infektionszahlen haben 2020 die Zahl der Krankentransporte erhöht.

Für die Pandemie sieht sich die Feuerwehr nun gut aufgestellt. „Wir machen so weiter wie bisher und lernen immer weiter dazu“, resümiert Thorsten Koryttko.