Gladbeck. Die Türen sind versiegelt, die Schlösser am Eingang ausgetauscht. Die Bewohner haben das Brand-Hochhaus in Gladbeck verlassen. Rückkehr ungewiss.
Die Räumung des Brand-Hochhauses am Busfortshof in Gladbeck ist friedlich verlaufen. Es dauerte allerdings einige Stunden, bis alle 157 Bewohner das Gebäude verlassen hatten. Die Stadt hat das heruntergekommene Gebäude nach dem Kellerbrand am Samstag gleich zu Beginn der Woche wegen der erheblichen Brandschutzmängel als unbewohnbar erklärt. Die Menschen – viele Familien mit kleinen Kindern – sind bei Verwandten oder in städtischen Notunterkünften untergekommen. Die drängende Frage, wann sie in ihre Wohnungen zurückkehren können – die blieb am Dienstag unbeantwortet.
Ein Feuerwehrfahrzeug parkt vor dem Brand-Hochhaus in Gladbeck
Gegen 10 Uhr herrscht noch Ruhe am Hochhaus Busfortshof 17. Ein Feuerwehrfahrzeug parkt vor dem Haus.
Die ganze Nacht über haben die Einsatzkräfte Brandwache gehalten. Nichts soll mehr passieren in den wenigen Stunden bis zur Räumung. Auf dem Bürgersteig vor der kleinen Auffahrt zu dem Brand-Hochhaus bauen Helfer vom DRK ein Zelt auf. Das soll den Mitarbeitern von Sozial- und Jugendamt Schutz vor dem stetigen Nieselregen bieten, während sie auf die Hausbewohner warten, die Fragen zur Unterbringung oder zum weiteren Prozedere haben. Die Listen mit den Unterkünften, auf denen die Namen der Mieter notiert werden sollen, bleiben aber erst einmal ungenutzt. Vor dem Hochhaus steht schon eine ganze Weile eine Gruppe überwiegend junger Männer. Die scheinen sich aber nicht wirklich für die Aktivitäten um sie herum zu interessieren.
„Um 11 Uhr werden wir mit Polizei, Ausländerbehörde und Ordnungsamt ins Haus gehen. Dann müssen alle ihre Wohnungen verlassen“, erklärt Stadtsprecher David Hennig das weitere Vorgehen. Für 140 Menschen hat die Stadtverwaltung vorübergehende Bleiben organisiert. In der Notunterkunft an der Boy und an der Winkelstraße. Sind alle Wohnungen in dem Brandhaus geräumt, sollen die Türen versiegelt werden. An den Eingangstüren sollen zuerst die Schlösser ausgetauscht werden, dann erhalten auch sie ein Siegel. Ohne triftigen Grund, vor allem aber nicht ohne Erlaubnis, soll niemand mehr das Gebäude betreten können.
Verwalter und Eigentümer des Hochhauses haben sich nicht in Gladbeck blicken lassen
Der Verwalter des Hochhauses ist noch am Montagnachmittag über die Maßnahme am Bußfortshof informiert worden. Denn eigentlich ist es Sache der Hauseigentümer, die Räumung zu organisieren, das Haus stillzulegen, wie es heißt. Doch von dieser Seite gibt es am Dienstag keine Unterstützung. Niemand lässt sich blicken. Die Rechnung aber für den kompletten Einsatz und auch für die Bereitstellung der Notunterkünfte, die geht an die Eigentümer, wie David Hennig versichert.
Um kurz vor elf tut sich dann doch etwas in dem Haus. Durch die trüben Fenster sieht man schemenhaft Bewegung im Treppenhaus. Einige Familien und Einzelpersonen verlassen das Haus. Die meisten schleppen schwere Tüten, wuchten Koffer. Auch die Kinder ziehen kleine Koffer hinter sich her. Irgendwo weint bitterlich ein Baby.
Ein junges Paar trägt einen riesigen Meerschweinchenkäfig durch den Nieselregen zu einem Auto auf dem Parkplatz am Haus. Gemeinsam wuchten die jungen Leute den Käfig in den Kofferraum. Zwei kleine Kinder warten geduldig hinter ihnen darauf, ins Auto gesetzt zu werden. Einige Bewohner werden von Freunden oder Verwandten abgeholt, andere fahren mit dem eigenen Wagen weg. Der Bus, den die Stadt organisiert hat, um die Menschen in die Unterkünfte zu fahren, scheint gar nicht benötigt zu werden. Er parkt unbeachtet auf der Straße.
Gegen elf treffen Polizei, Ausländerbehörde und Ordnungsamt ein
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Doch noch lange nicht haben alle ihre Wohnungen in dem „Horrorhaus“ verlassen. Einige scheinen es damit auch gar nicht eilig zu haben. In einer der oberen Etagen schauen drei Frauen aus einem geöffneten Fenster. Sie betrachten interessiert die Aktivitäten vorm Haus. Nach eiligem Zusammenpacken sieht das nicht aus. Und auch hinter einigen anderen Fenstern sieht man Menschen stehen. Gegen elf Uhr treffen gleich mehrere Fahrzeuge von Polizei, Ausländerbehörde und Ordnungsamt am Busfortshof ein. Vor dem Eingang gibt es noch eine kurze Absprache, dann geht es ins Gebäude. „Wir werden von oben nach unten die Etagen abgehen und in allen Wohnungen nachschauen, ob sich dort noch jemand aufhält“, erklärt Hennig das Vorgehen. Zur Sicherheit begleiten auch noch Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes den Einsatz – falls sich mal eine Wohnungstür nicht freiwillig öffnen sollte. Alle geräumten Wohnungen werden sofort versiegelt.
Die Schlösser der Eingangstür wurden ausgetauscht
Gegen 13.30 Uhr ist es dann wirklich geschafft. Niemand hält sich mehr im Brand-Hochhaus auf. Eine Wohnungstür muss noch mal kurz ent- und dann wieder versiegelt werden. Der Bewohner hatte vergessen, Fleisch aus dem Kühlschrank zu nehmen. Nach dieser kleinen Episode wird es dann tatsächlich still in dem Gebäude. Auch die Eingangstür ist nun versiegelt. Eine zerbrochene Scheibe rechts vom Eingang mit Brettern vernagelt.
Räumung- Bewohner müssen das Brand-Hochhaus verlassen
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