Gladbeck. Aus der Feder von Bernhard Schregel stammt Gladbecks erste Baumschutzsatzung. Nun geht der Grün-Experten des ZBG in den Ruhestand.
Dieser Mann nimmt kein Blatt vor den Mund. Das schätzen viele Menschen an Bernhard Schregel, beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) Fachbereichsleiter Grünflächen- und Friedhofsunterhaltung, wie es im sperrigen Amtsdeutsch heißt. Kollegen, Fachleute und Ratsuchende nennen den 65-Jährigen schlicht „Grün-Experte“. Auf ihn müssen sie allerdings zukünftig verzichten, denn Schregel hängt zum 1. Juli die Schüppe an den Nagel.
„Höchstens die Hälfte von mir geht gerne“, sagt der gebürtige Bochumer, der in Essen groß geworden ist. Denn, so gesteht sich der baumlange Gartenbauingenieur ein: „Ich weiß, wie wenig ich weiß.“ Dabei ist er in und mit der Natur aufgewachsen – und das dort, wo das schwarze Herz des Ruhrgebiets einst laut schlug. Essen-Schonnebeck, in Blickweite der Zeche Zollverein, war Schregels Heimat. Er erzählt: „Unser Vater hat uns sieben Kindern viel erklärt und gezeigt: Pilze, Vögel, einen Fuchsbau, Pflanzen.“ Die Schregels hatten einen eigenen Garten. Regelmäßig machte sich die Familie mit Sack und Pack auf den Weg ins Grüne, beispielsweise in die Eifel.
Gladbeck: Bernhard Schregel studierte nach seiner Lehre als Landschaftsgärtner Gartenbau
„Wir hatten Schildkröten, Hamster, Fische“, entsinnt sich der 65-Jährige. So war für den jungen Bernhard sonnenklar: Seine berufliche Zukunft sollte Flora und Fauna gewidmet sein. Auch wenn der Vater, Prokurist bei Giradet, seinem Sprössling empfahl: „Junge, mach’ was mit Computern!“
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Seinen Beruf lernte er von der Pike auf. Nach der Mittleren Reife absolvierte Schregel eine Lehre als Landschaftsgärtner, studierte in Essen Gartenbau. Schregel: „Gejobbt habe ich als Lkw-Fahrer und Statist im Theater.“
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Nach seinem Studienabschluss arbeitete er zunächst im Gartenbau; später juckte es ihn in den Fingern, etwas Neues auszuprobieren: in Gladbeck. Als Sachgebietsleiter begann hier seine Laufbahn: „Die Stadtgärtnerei und die Friedhöfe waren mein Revier.“ Er kletterte auf der Karriereleiter empor bis zum Vize-Betriebsleiter und Grün-Chef.
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„Viel kann mich nicht erschrecken“, so Schregel. Bürger, die Beschwerden loswerden wollen; Schädlinge, Vandalismus, Algenflut, Kanadagänse, die Folgen des Klimawandels, Bäume, die Ela und andere Stürme gefällt haben. Diese Vielfalt reizt Schregel nach wie vor: „Ich könnte das noch zehn Jahre weitermachen.“
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Die erste Baumschutzsatzung stammt aus seiner Feder. Im Jahre 1980 lag sie vor, eine Herzensangelegenheit. Schregel: „Ich mag jeden alten knorrigen Baum, er hat Persönlichkeit.“ Der Blick des Verfassers fällt auf eine 60 Jahre alte Linde vor seinem Büro: „Schade, dass die Baumschutzsatzung immer mehr aufgeweicht wurde.“
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Doch noch mehr Spuren seiner Arbeit sind sichtbar. Die „Durchgrünung Gladbecks“ sei sein größtes Verdienst: „Die Stadt war vor 40 Jahren weniger grün.“ Schregel redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist: „Da ist so manches auf meinem Mist gewachsen.“ Er habe „immer ziemlich freie Hand“ gehabt, „Kontinuität reinzubringen“. Über sich selbst sagt er: „Ich bin ein neugieriges Kind geblieben.“ Diesen Wissensdurst kann der begeisterte Sukkulenten-Sammler bei seinen Hobbys stillen: Reisen per Motorrad, Fotografieren und Botanisieren.
Der Nachfolger Ralf Sonnenberg tritt „in große Fußstapfen“
Ralf Sonnenberg übernimmt am 1. Juli den Posten von Bernhard Schregel. „Ich habe ihm eine Whatsapp geschrieben, um ihm eine Zusage zu geben“, erzählt der 52-jährige „Neue“. Denn er habe „einen dicken Kloß im Hals gehabt“ – sprechen, nein, das habe er in diesem Moment nicht gekonnt.
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Denn diese Entscheidung sei ihm sehr schwer gefallen. Eine „Super-Abteilung“ sei das Team mit Achim Mirosavljewitsch-Lucyga an der Spitze im Ingenieuramt gewesen: „Sehr kollegial, vom Menschlichen her toll.“ Und dennoch entschied sich der gebürtige Marler, der längst in Gladbeck angekommen ist, für den Wechsel vom Aufgabenfeld „Stadtgrün“ zum ZBG. Denn: „Es fühlt sich richtig an.“ Auch wenn er in große Fußstapfen trete.
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Sein bisheriger Chef habe ihn gefragt, ob er sich eine Nachfolge Schregels vorstellen könne. Ja, der gelernte Landschaftsgärtner, der Landespflege studiert hat, konnte sich das vorstellen. Geplant ist ein fließender Übergang, deswegen schaut Sonnenberg dem scheidenden ZBG-Kollegen seit Wochen über die Schulter. Gut 25 Jahre kennen sie sich, meinen, dass sie ein ähnliches Naturell haben.
Das Aufgabengebiet, das Sonnenberg übernimmt, ist riesig: „Das gesamte Stadtgebiet ist zu bearbeiten“ – von A wie Alge über I wie Insekten bis Z wie der Zünsler, der Buchsbäume befällt. Der 52-Jährige: „Dass es jetzt so grün hier ist, ist das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit von Bernhard Schregel.“ Die will der Funkien-Fan fortsetzen und, wo möglich, ausweiten. Eine Aufgabe werde es sein, Bäume zu pflanzen, die dem Klimawandel gewachsen sind.