Gladbeck. In Gladbeck gibt es den zweiten Coronavirus-Fall in einem Seniorenheim. Warum der Heimträger verärgert auf den jüngsten Laumann-Erlass reagiert.

Es gibt einen weiteren Corona-Fall in einem Gladbecker Seniorenheim. Bei einer 85-jährigen Bewohnerin des St.-Altfrid-Hauses ist das Coronavirus nachgewiesen worden. Die Seniorin liegt seit Freitag in einem Krankenhaus. Im Braucker Seniorenzentrum der Caritas, in dem sie lebt, sind bereits sämtliche Schutzmaßnahmen getroffen worden, um eine weitere Verbreitung des Virus auszuschließen.

Die Seniorin war am 31. März ungetestet aus einem Krankenhaus entlassen worden

„Wir haben am Dienstag von dem positiven Testergebnis erfahren“, sagt Caritas-Chef Rainer Knubben. Die 85-Jährige hatte bereits im März im Krankenhaus gelegen. Am 31. März, so Knubben, sei sie wieder entlassen worden und ins St.-Altfrid-Haus zurückgekehrt.

Zum Glück, sagt Caritas-Chef Rainer Knubben, geht es der erkrankten Seniorin wieder gut.
Zum Glück, sagt Caritas-Chef Rainer Knubben, geht es der erkrankten Seniorin wieder gut. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Da vor ihrer Entlassung kein Corona-Test gemacht worden war, habe die Heimleitung alle vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Mitarbeiter durften das Einzelzimmer der Senioren beispielsweise nur noch in Schutzkleidung betreten. Einige Tage später sei die Frau erneut ins Krankenhaus gekommen. Diesmal mit Symptomen, die auf eine Infektion hingedeutet haben. „Bei diesem Krankenhausaufenthalt ist sie dann auch positiv getestet worden“, erklärt Rainer Knubben. Das Gute: Der Seniorin, die seit ihrer Einlieferung auf einer normalen Station behandelt wird, gehe es mittlerweile deutlich besser.

Die Mitarbeiter befinden sich in häuslicher Quarantäne

Die Mitarbeiter des St.-Altfrid-Hauses, die mit der Heimbewohnerin in der Zeit zwischen ihren beiden Hospitalaufenthalten Kontakt hatten, befinden sich seit Dienstag in häuslicher Quarantäne. Sie wurden auf das Coronavirus getestet. „Wir hoffen auf schnelle Ergebnisse. Die Mitarbeiter sind ersteinmal bis Karsamstag freigestellt“, so Knubben. Da die infizierte Seniorin bettlägerig sei, habe sie keinen Kontakt zu anderen Heimbewohnern gehabt. Das, so hofft Knubbe, minimiere das Infektionsrisiko im St.-Altfrid-Haus.

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Der Caritas-Chef hatte bereits am 5. April in einem Gespräch mit der WAZ seinem Ärger darüber Luft gemacht, das Seniorenheimbewohner bei einem Krankenhausaufenthalt nicht auf das Virus getestet werden. Zurück in der Einrichtung, müssen die Betroffenen deshalb 14 Tage in Quarantäne. Das sei schlimm für die Senioren und für die Mitarbeiter des Heims mit enormen Aufwand verbunden. „Das gleiche Problem haben wir auch in der häuslichen Pflege“, betont Rainer Knubben.

Ärger über den jüngsten Erlass von Gesundheitsminister Laumann

Mittlerweile gebe es zwar einen Erlass von NRW-Gesundheitsminister Laumann, der diese Tests nun doch vorsieht. „Aber aufnehmen sollen die Einrichtungen die Betroffenen wenn möglich dann doch, auch wenn sie positiv getestet werden“, so Knubben. Das entlaste zwar die Krankenhäuser in der Corona-Krise, stelle dafür aber alle Heime und Einrichtungen vor kaum lösbare Probleme.

„Wir müssten in jeder Einrichtung neben der normalen Station drei weitere Bereiche für Quarantäne-, Isolations- und Verdachtsfälle schaffen. Und für jeden Bereich müssten Mitarbeiter vorgehalten werden, die ausschließlich nur auf einer der Stationen eingesetzt werden dürfen“, erläutert der Caritas-Chef. Das sei absolut nicht umsetzbar. Seine Hoffnung ist, dass alle Träger von Senioreneinrichtungen gemeinsam ihren Unmut über diesen Erlass dem Minister gegenüber zum Ausdruck bringen.

Auch eine Bewohnerin vom Elisabeth-Brune-Zentrum ist infiziert

Vor drei Tagen ist der erste Fall einer Corona-Infektion in einem Gladbecker Seniorenzentrum bekannt geworden. Eine Bewohnerin des Elisabeth-Brune-Zentrums der Awo ist an Covid-19 erkrankt. Der Wohnbereich, in dem die Bewohnerin mit neun weiteren Personen lebt, wurde sofort unter Quarantäne gestellt.

Das St. Altfrid-Haus

Das Seniorenzentrum St.-Altfrid-Haus, Auf’m Kley 5, im Gladbecker Süden wurde im Frühjahr 2011 eröffnet. Es ersetzt das alte St.-Altfrid-Haus aus den 70er Jahren und ist neben dem Seniorenzentrum Johannes-van-Acken-Haus in der Innenstadt die zweite vollstationäre Einrichtung des Caritasverbandes Gladbeck.

Das St.-Altfrid-Haus verfügt über 80 Pflegeplätze, die auf 70 Einzelzimmer und 5 Doppelzimmer verteilt sind. Insgesamt zehn dieser Pflegeplätze stehen als so genannte „eingestreute Kurzzeitpflegeplätze“ zur Verfügung.

Weitere Informationen auf www.caritas-gladbeck.de/sah

Die zehn Bewohner dürfen ihre Zimmer nicht mehr verlassen. Alle Seniorenheime in der Stadt haben bereits vor den Infektionsfällen umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Bewohner und Mitarbeiter ergriffen. Nach dem Bekanntwerden der Fälle wurden die Maßnahmen noch einmal verschärft. Besuche sind in den Heimen gar nicht mehr erlaubt.

Um in der für die Bewohner schwierigen Situation wenigstens ein wenig Normalität bieten zu können, werden im St. Altfrid-Haus gerade in allen Gemeinschaftsbereichen Tablets aufgehängt. Dann können Bewohner und Angehörige sich beim Telefonieren zumindest auch sehen.