Gladbeck. . Das Modelabel hat auf der New Yorker Fashion Week seine Kollektion präsentiert – und mit vier Bergmännern ein Denkmal für das Ruhrgebiet gesetzt.
An den eindrucksvollsten Moment der Reise erinnert sich Grubenhelden-Gründer Matthias Bohm trotz unglaublicher Müdigkeit sofort. Es war der Augenblick, in dem das letzte Model die große Mode-Bühne der alten New Yorker Industriehalle verließ.
Anspannung und Druck der vergangenen Wochen fielen sofort von dem 36-Jährigen ab. „Dann kamen die Emotionen, ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten“, erzählt der Unternehmer.
Am frühen Dienstagmorgen ist er mit seinem Team in Düsseldorf gelandet – mit dem großen Flieger zurück aus New York. Auf der Fashion Week hat der Gründer des Gladbecker Modelabels Grubenhelden vor dem ganz großen Mode-Publikum die Geschichte des Bergbaus erzählt. „Wir haben mal eben kurz Geschichte geschrieben und ein Denkmal für unsere Region gesetzt.“
Das Erlebte noch gar nicht verarbeitet
Was er in den vergangenen Tagen erlebt hat, hat er wenige Stunden nach der Landung noch gar nicht verarbeitet. „Ich kann noch gar nicht realisieren, was da passiert ist.“ Und passiert ist eine ganze Menge.
In einer alten Industriehalle in Manhattan hat Matthias Bohm bei der größten Modenschau der Welt am Sonntag seine aktuelle Kollektion „Schichtwechsel“ präsentiert. Aber die Show war mehr als nur eine reine Modenschau. Vier ehemalige Bergmänner waren mitgereist, und während die Models mit Grubenhelden-Pullis oder T-Shirts durch die Halle liefen, waren sie ein Teil der Inszenierung: In einer eigens aufgebauten Kaue zogen sich die Kumpel nach einer langen Schicht unter Tage – so die Geschichte – um. Der typische Bergmannsgruß der Männer, na klar, auch der hallte durch die Industriehalle. „Glück Auf“, verabschiedeten sich Models und Bergmänner am Ende der Modenschau.
Von den Reaktionen des Publikums ist Bohm noch immer überwältigt. „Es war krass. Alle haben so viel applaudiert.“
Kleidung bis zum Tag des Abflugs genäht
Um eine solche Aktion auf die Beine zu stellen, haben Matthias Bohm und sein Team ganz schön malocht. Bis zum Tag des Abflugs nach New York am vergangenen Mittwoch wurden Klamotten genäht, Koffer gepackt, die Kauenback aus dem Gladbecker Geschäft zur Verschiffung nach Amerika verpackt. Und auch in New York ging es weiter.
Die Models für die Show wurden vor Ort ausgewählt. 250 Frauen und Männer kamen zu dem Casting. „Wir haben die Models absichtlich international ausgewählt, denn auch der Bergbau ist international.“ Für das Gladbecker Modelabel war es die erste Modenschau – und dann gleich auf der größten Bühne der Mode-Welt. „Da gehören schon ein paar Bekloppte dazu“, sagt Matthias Bohm und lacht.
Flashmob am legendären Times Square.
Von New York hat er nichts gesehen. „Wir haben nur gearbeitet.“ Und dennoch so viel erlebt. Wie den großen Flashmob am legendären Times Square.
Gänsehaut-Stimmung herrschte, als die vier Bergmänner in Original-Kluft und das rund 50-köpfige mitgereiste Grubenhelden-Team aus Sponsoren, Freunden und Mitarbeitern das Steigerlied anstimmte.
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„An einem der leuchtendsten Orten der Welt haben wir das Ruhrgebiet präsentiert, von dem immer alle glauben, dass es grau und hässlich ist.“ Dabei zogen sie einige Aufmerksamkeit auf sich. „Es kamen Amerikaner, die nach dem Text fragten und mitsangen. Nach und nach wurde es immer voller um uns herum.“
Bestellungen kommen jetzt auch aus Amerika
30 Stunden ist er am frühen Dienstagmittag wach, als er kurz nach der Rückkehr in seinem Geschäft in Ellinghorst über die zurückliegenden Stunden berichtet. Zeit über Müdigkeit nachzudenken, hat er nicht.
Bestellungen müssen abgearbeitet werden, die jetzt auch aus Amerika kommen, letzte Koffer mit den 54 in Manhattan gezeigten Outfits ausgepackt werden. „Der Countdown läuft – New York, wir kommen“, steht noch mit Kreide an die Tafel im Verkaufsraum geschrieben.
Auch wenn Matthias Bohm jetzt erst mal einen Gang runterschalten will, weitere Pläne sind schon gefasst. „Das soll jetzt ein Startpunkt für eine noch wildere Reise sein“, sagt der 36-Jährige und kündigt an: „Das war nicht das letzte Ausrufezeichen, das wir gesetzt haben.“
In New York entstand auch ein Film
Zu dem rund 50-köpfigen Team von Matthias Bohm gehörte auch ein Videokünstler. Aus seinem in New York aufgenommenen Material soll ein Kinofilm entstehen.
Im Spätherbst oder Frühling soll der Film dann gezeigt werden. „Wir werden dazu eine alte Industriehalle mieten. Wer Lust hat, kann kommen“, kündigt Bohm an. Für die Realisierung müsse noch ein Partner gefunden werden.