Gelsenkirchen. . Ihre Familie hat die Bomben und den Krieg überlebt, aber bis heute hat Margret Bogdan die Erlebnisse von damals nicht richtig verarbeitet. Sie war erst acht Jahre alt, als Bomben ihr Elternhaus, ihre Schule und große Teile des Stadtteils zerstörten.
Margret Bogdan muss immer noch schlucken, wenn sie die Geschichte jener Bombennacht erzählt, in der sie ihr Zuhause verlor. „Ich habe das bis heute nicht verarbeitet“, erklärt die heute 78-Jährige. Acht Jahre jung war sie, als die Bomben ihr Elternhaus, ihre Schule, ja weite Teile ihres Stadtteils zerstörten.
Ihre Familie hat die Bomben und den Krieg überlebt – ihre kleine Schwester allerdings haben die Erlebnisse so sehr belastet, dass sie psychisch krank wurde, sich kurz nach der Jahrtausendwende schließlich das Leben nahm.
Die Familie hat im Keller Schutz gesucht
Obwohl damals sehr jung an Jahren, erinnert sich Margret Bogdan noch sehr genau. Wie sie mit den Eltern und den Geschwistern beim ersten Alarm noch in den Bunker an der Emmastraße gegangen war. Als dann Entwarnung kam, gingen sie wieder nach Hause zum Heimgarten. Beim nächsten Alarm — die Mutter hatte den Engländer auf dem Volksempfänger angedreht und da wurde der Bombenangriff angekündigt – hieß es wieder schnell raus. Für den Bunker war es schon zu spät, das Dröhnen war zu nahe. Vater, Mutter und die drei Mädchen (4,6, 8 Jahre) suchten im Keller Schutz. Dass der Vater nicht im Krieg war, hatte zwei Gründe. Zum einen hatte er ein krankes Bein, zum anderen arbeitete er bei Grillo-Funke, musste „kriegswichtige Arbeit“ leisten.
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„Als wir da im Keller saßen, fühlte es sich an, als würde sich das Haus um uns drehen. Es war furchtbar! Strom und Licht gab es nicht, wir hatten aber Taschenlampen dabei. Als der Angriff vorbei schien, ging mein Vater sehen, ob wir verschüttet sind. Aber das wir konnten noch raus. Erst beim Rausgehen haben wir gemerkt, dass eine Nachbarin im Luftschutzraum, quasi neben uns, nicht mehr lebte. Ein Blindgänger hatte sie am Hinterkopf getroffen.“
Die Georgskirche stand nach den Angriffen in Flammen
Von oben brannte das Haus, die Georgskirche stand in Flammen, die Familie flüchtete in die Sternschule. „Nachts um zwei explodierte dann der Blindgänger, der schon die Frau getötet hatte, und zerstörte die Reste unseres Hauses. Nur ihr Fahrrad hatte meine Mutter noch retten können.“ erinnert sich Margret Bogdan. Sie selbst hat noch ihre Rollschuhe hinter dem Pfeiler der Haustür ausgebuddelt. „Das war ein echter Schatz für mich“, erinnert sie sich.
Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Schalke zurück
Noch in der Nacht lief die Familie mit den kleinen Kindern – nasse Handtücher um den Kopf gewickelt – los Richtung Wanne-Eickel, um beim Opa Unterschlupf zu finden. Man kletterte über Trümmer, stolperte die Bismarckstraße entlang. Um beim Opa angekommen festzustellen, dass er auch ausgebombt war. Also ging es weiter zum Onkel nach Crange. Dort gab es dann Brote vom Deutschen Roten Kreuz. Ein paar Tage später ging die Flucht dann weiter. Erst nach Süchteln, dann nach Lemgo. Unterwegs wurden auch die Kinder immer wieder beschossen.
Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Schalke zurück. An der Schalker Straße, über Eisenwaren Kemper, fand sie ein neues Zuhause. Später dann, als das Haus wiederaufgebaut war, zog die Familie zurück in die Erdgeschosswohnung am Heimgarten.
Margret Bogdan lebt heute mit ihrem Lebensgefährten in Erle.