Gelsenkirchen. . Damit die Zoom Erlebniswelt nicht aus allen Nähten platzt und die Tiere sich in den Gehegen gut vertragen, muss bei den meisten Arten verhütet werden. Hormonpillen wie bei Menschen, Spritzen, Implantate und Enthaltsamkeit sind die Mittel der Wahl.

Lisas Pille ist so groß wie eine Männerhand – und offenbar richtig lecker. Wenn Markus Moskom ihr das Anifertol – so heißt die Pille – entgegenstreckt, läuft Lisa das Wasser in ihrem großen Maul zusammen. Eine außergewöhnliche Gewichtszunahme durch die Antibaby-Pille hat man bei der 27-jährigen Dame mit dem sonnigen Gemüt noch nicht beobachtet. Wäre allerdings auch kaum zu sehen bei Lisas überaus respektablem Hüftspeck. Lisa ist ein Flusspferd.

Dass dem Schwergewicht die Pille so gut schmeckt, hat natürlich mit deren Verpackung in Lisas Lieblingsleckereien zu tun: dicke Schichten von Apfeltrester und Malzextrakte umhüllen den Hormonmix. Und den braucht Lisa noch sehr lange. Flusspferde wie Lisa sind bis zum Lebensende im gebärfähigen Alter. Ihre langjährige Gefährtin, die verstorbene Rosel, hatte noch bis ins hohe Alter von 53 Jahren für regelmäßigen Nachwuchs gesorgt. Tiere kennen keine Menopause, trotzdem sind derart Spätgebärende wie Rosel auch bei Flusspferden die Ausnahme.

Schimpansen bekommen gleiche Pille wie Menschen

Die Lust auf Zweisamkeit vergeht den meisten Tieren auch in der Gefangenschaft nicht. Eine Ausnahme sind die Hyänen. Bei Ihnen wartet man schon lange vergeblich auf Nachwuchs. Aber bei Affen, Giraffen, Stachelschweinen und Löwen stößt der Zoom an seine Grenzen. Es ist ja auch nicht so, dass andere Zoos Schlange stünden für alle Arten von Jungtieren. Also ist Familienplanung angesagt. Und die Methoden dabei sind denen bei Menschen verblüffend ähnlich.

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Bei den Schimpansen sind sie sogar identisch. Oma Kiki, Tochter Lady und Djubba nehmen die Pille – und zwar eine, die auch für Menschenfrauen zugelassen ist. Und ebenso wie bei den Menschen vertragen nicht alle die gleiche Pille. Kiki bekommt jetzt die „Belinda“. Die Damen nehmen ihre Hormone allerdings nicht so gern wie Lisa. Die Tierpfleger zermörsern deshalb die Tabletten und verstecken sie dann in Leckerlis, am beliebtesten ist Orangensaft. Familienplanung bei den Schimpansen ist besonders wichtig. Auch, weil die Damen ganz schön miteinander rumzicken. Kiki hat sogar mal ein Baby von Lady getötet aus Eifersucht. Ist in der Natur genauso, erklärt Zoom-Sprecherin Sabine Haas. Aber das macht es ja nicht besser.

Hormonimplantat für die Löwin

Bei den Löwen läuft Familienplanung langfristiger. Die Raubkatze hat ein Hormonimplantat in der Schulter. Ihr täglich die Pille zu verabreichen wäre zu aufwändig. Die Giraffendamen hatten schon häufiger Nachwuchs, und Jadranka hat ihre beiden nicht einmal selbst großgezogen. Also sollen auch die Langhälse nun erstmal verhüten. Derzeit wird mit ihnen eine neue Methode erprobt: Sie bekommen Spritzen, per Blasrohr verabreicht. Anfangs muss häufiger gespritzt werden, bis ein bestimmter Medikamentenspiegel erreicht ist. Ab dann ist Nachlegen nur alle vier Monate nötig.

Die Stachelschweine und Paviane im Zoom indes sind kastriert – bei beiden wäre Verhütung angesichts ihrer ausgeprägten Lust an der Zweisamkeit zu unsicher.

Schafe und Ziegen müssen ins Kloster

Bei Ziegen und Schafen wird die sicherste, aber vermutlich auch bei Tieren eher mäßig beliebte Verhütungsmethode angewandt: Enthaltsamkeit. Im Sommer kommen die Böcke quasi ins „Kloster“; sie werden isoliert.
Ab Oktober ist Damenbesuch dann wieder erlaubt; damit der Streichelzoo im Frühling Nachwuchs hat. Und es Osterlämmchen geben kann.