Gelsenkirchen. Von Alltag kann in der Gelsenkirchener Zoom Erlebniswelt noch nicht wieder die Rede sein. Seit dem Tod gleich zweier Tiger wird jeder Stein im gerade erst eröffneten Gehege der Raubkatzen umgedreht. Derzeit steht noch die toxikologische Untersuchung des Blutes der Tiger aus, in der Zwischenzeit muss weiter gerätselt werden.

Die Suche nach der Ursache für den Tod gleich zweier Tiger in der Zoom Erlebniswelt läuft auf Hochtouren. Bislang aber gibt es noch keinerlei Hinweis darauf, warum beide Tiere in so kurzer Zeit erkrankten und starben. „Wir wissen aber nach den ersten Untersuchungen“, sagt Zoom-Sprecherin Sabine Haas, „dass es nicht an der Anlage oder der Haltung lag.“

Eine Woche nachdem der zweijährige Virgil an akutem Nierenversagen gestorben ist, ist noch lange nicht der Alltag ins Reich der Tiger zurückgekehrt. Noch sind nicht alle Untersuchungen abgeschlossen, liegen nicht alle Ergebnisse vor. Bis dahin heißt es: Alarmstufe 1 und höchste Wachsamkeit!

Möglicherweise, so hofft das Zoo-Team, ist es einfach ein Zufall, dass nur wenige Wochen nach der Eröffnung des neuen Tigerreiches in der Erlebniswelt Asien zunächst die siebenjährige Raubkatze Roger und fünf Wochen später der zwei Jahre alte Virgil starben. Dennoch wird seit der vergangenen Woche im wahrsten Sinne des Wortes jeder Stein im Tigerreich umgedreht. Sprecherin Sabine Haas: „Alles steht auf dem Prüfstand.“

Strenge Überwachung der Anlage

Zunächst das tote Tier selbst. Die bakteriologische Untersuchung verlief negativ. Die toxikologische Analyse war ebenfalls nicht positiv, heißt, der Tiger hatte kein Gift im Körper. Allerdings fehlt noch die toxikologische Untersuchung des Blutes. Und auch das Ergebnis der histologische Check, also der des Gewebes, liegt erst in der nächsten Woche vor.

Dann wird die komplette Anlage unter die Lupe genommen. Ton und Lehm im Badebecken der Großkatzen wurden bereits ebenso untersucht wie Folie und Vlies. Haas: „Die Gutachten liegen vor, das Material ist unbedenklich.“ Holz und Baumstämme wurden geprüft – ohne Hinweis auf Holzschutzmittel oder andere Giftstoffe. Die Wasserproben – unauffällig.

Eine Botanikerin untersuchte den Pflanzenbewuchs auf der Anlage, sie entdeckte kein bedenkliches Grünzeug. Haas: „Zudem haben wir 1,5 Kilogramm Bambusblätter abgepflückt und auf 500 Einzelkomponenten untersuchen lassen.“ Das Ergebnis steht noch aus. Fest steht aber bereits, dass die Prüfung des Bodens auf mögliche Zink-, Blei- oder Benzolbelastung negativ ausfiel. Über 70 Faktoren wurden bei der Erde ausgetestet.

Ein echter Testmarathon. Aber auch die beiden übrigen Tiger Thrax und Manu werden derzeit mit Argusaugen beobachtet. Jeden Tag nimmt die Tierärztin eine Urinprobe, die Pfleger sind wachsamer denn je und Zoo-Direktor Frank Ahrens besucht bis zu acht Mal täglich die Tiger. Haas: „Ein mulmiges Gefühl bleibt eben.“

Zuwachs werden die Katzen absehbar nicht bekommen

Thrax und Manu, die beiden übrig gebliebenen Tiger-Brüder, räkeln sich auf der weitläufigen Anlage in der Sonne. „In den ersten zwei Tagen nach dem Tod von Virgil haben sie schon etwas gequält gemaunzt“, sagt Sabine Haas und vermutet, dass den beiden Großkatzen der dritte im Bunde durchaus fehle.

Inzwischen seien beide aber wieder gelassen, tollten viel über die Anlage, verputzten pro Tag jeder bis zu neun Kilo Rindfleisch. Zuwachs werden die Katzen absehbar nicht bekommen. Haas: „Vorerst sind wir ja noch immer in Hab-Acht-Stellung.“ Die Besucher reagieren noch immer betroffen auf die Halbierung des Quartetts, das seit Ende April ins neue, für rund eine Million erbaute Tigerreich gezogen war.

Zoo-Sprecherin Haas: „Wir bekommen auch immer noch viele Tipps in Mails und Briefen“. Eine Besucherin empfahl, den Boden auf Pilzbefall untersuchen zu lassen. Eine andere schlug vor, dem Gong im Eingang zu Asien abzuschaffen, weil das Geräusch die Tiere stressen könnte. Getrauert wird um den toten Tiger Virgil übrigens auch in Budapest, sagt Zoo-Chef Ahrens. Denn hier war das Tier aufgewachsen.