Gelsenkirchen. Der Zoo Gelsenkirchen wird immer wieder mit einem Tierheim oder einer Auffangstation verwechselt. “Tierfreunde“ geben dort des öfteren Tiere ab, derer sie überdrüssig geworden sind. Doch für die rechtmäßigen Zoobewohner sind die eingeschleusten Artgenossen nicht ungefährlich.
Vielleicht sollten sich die bayrischen Feuerwehrleute ein Beispiel an den Mitarbeitern des Zoos Gelsenkirchen machen. Ihnen gelang es vor einigen Jahren, eine Schnappschildkröte zu fangen. Das Reptil war immerhin 30 Zentimeter groß, lief nachts schon mal über Besucherwege und machte den Eindruck, als gehöre es dazu. Mitnichten.
Freiwillig hatte sich die Schildkröte ihr neues Revier in einem Teich (mit Fontäne) des alten Ruhrzoos allerdings nicht ausgesucht: Sie wurde dort ausgesetzt. „Wir haben sie dann irgendwann eingefangen – auch aus Sorge um die Zoobesucher“, erinnert sich Zoom-Sprecherin Sabine Haas.
Tiere werden aufgepäppelt
Der Zoo wird immer wieder mit einem Tierheim oder einer Auffangstation verwechselt. Mal seien es im Frühjahr junge Eichhörnchen, mal aus dem Nest gefallene Vögel, die abgegeben werden. „Wir päppeln die Tiere auf“, sagt Diplom-Biologin Haas. Auch zwei kleine Kaimane fanden so den Weg in den Zoo. Ein „Tierfreund“, ihrer überdrüssig geworden, hatte sie vor dem Tor abgestellt.
Andere Tiere erobern ihren neuen Lebensraum weniger spektakulär, dafür kontinuierlich. Im Gewässer in der Hülser Heide gibt es ganze Schwärme von Goldfischen, „die dort nicht hingehören und das ökologische Gleichgewicht stören“, wie Gelsendienste-Sprecherin Genthe erläutert. Ein dort ausgesetzter Wels schaffte es wegen seiner Größe sogar als Foto in die Zeitung mit den großen Buchstaben. In den Berger Anlagen sonnen sich im Sommer Gelb- und Rotwangenschildkröten auf Ästen.
Schildkrötenzahl wächst
Auch in der Asien-Landschaft im Zoom nimmt die Zahl der Schildkröten zu. In den Gewässern tummeln sich viele Exemplare illegalen Ursprungs. Die exakte Zahl sei kaum zu ermitteln, so Sabine Haas. Darunter finden sich auch Schildkrötenarten, die selten sind und eine Cites-Bescheinigung benötigen. Ehemals als Haustiere angeschafft, haben sie den Besitzern möglicherweise zu viel Arbeit gemacht oder sind in der Urlaubszeit hinderlich geworden. „Die werden dann in den Zoo geschmuggelt und einfach ins Becken geworfen mit dem Gedanken ‘So schön, wie es im Tropenparadies ist, kann es dem Tier dort nur gut gehen’“.
Für die rechtmäßigen Zoobewohner sind die eingeschleusten Artgenossen nicht ungefährlich. Sie können Krankheiten einschleppen, die sich ungehindert ausbreiten und so die Population gefährden. Tierische Neuzugänge müssen üblicherweise in Quarantäne genommen werden. Das kann der Zoo nicht leisten. Darum heißt es im Zoom: Wir nehmen Meerschweinchen und Hauskaninchen an – aber zum Verfüttern.