Gelsenkirchen. Die sogenannten nicht strafmündigen „Klau-Kids“ unter 14 Jahren entziehen sich in der Regel jeglicher Kontrolle und tauchen nach ihren Taten stets wieder unter. In Gelsenkirchen leben einige Verdächtige in einer rumänischen Großfamilie. Ein Autounfall brachte die Polizei auf ihre Spur.
Sie sind Opfer und Täter zugleich. Immer mehr Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren aus dem osteuropäischen Raum werden, wie andere zur Arbeit, in Geschäfte zum Stehlen geschickt. Oft geschieht das nur unter massiven Druck von Banden, die sich die Hilflosigkeit junger Menschen zu Nutze machen. Polizei und Jugendamt sind dabei machtlos. „Eine wirkliche Handhabe haben wir nicht“, sagt Jugendamtsleiter Alfons Wissman.
Die sogenannten nicht strafmündigen „Klau-Kids“ unter 14 Jahren entziehen sich in der Regel sofort jeglicher Kontrolle und tauchen unter. Bei Jugendlichen werden umgehend Sicherheitsleistungen – Geld, was hinterlegt werden muss, um aus dem Polizeigewahrsam zu kommen – gezahlt. Allerdings soll sich nun etwas ändern. Im nächsten Monat, so Wissmann, gibt es Gespräche auf Landesebene, um den Behörden Handlungsmöglichkeiten zu geben.
Drei junge Ladendiebe erwischt
Ein Fall ereignet sich in der letzten Woche in Bad Lippspringe. Die Polizei hatte drei junge Ladendiebe (17, 17 und 21) aus Gelsenkirchen festgenommen. Die Verdächtigen dürften zu einer Bande gehören, die gewerbsmäßig und überregional agiert und sich auf Diebstähle spezialisiert hat. Sie wurden bei einem Ladendiebstahl erwischt.
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Während die Beamten zum Verbrauchermarkt gingen, wurden sie auf einen Verkehrsunfall aufmerksam gemacht. Ein Rumäne, 21, hatte mit seinem Auto mit französischem Kennzeichen auf dem Kundenparkplatz zwei Pkw beschädigt. Es handelte sich um den Bruder der Ladendiebe.
Diebesgut im Wert von 2000 Euro
Im Auto wurde Diebesgut im Wert von etwa 2000 Euro gefunden. Das Trio gab zu, für Diebstähle in Verbrauchermärkten in den letzten Tagen verantwortlich zu sein. Das Trio geht bei seinem Beutezug arbeitsteilig vor. Während der ältere Verdächtige im Auto wartet, gehen die beiden Jüngeren in die Märkte, um vor allem hochwertige Toiletten- und Kosmetikartikel zu stehlen.
Die Kleidung ist präpariert und kann große Mengen Diebesgut aufnehmen. So ist es möglich, die Beute unauffällig an der Kasse vorbeizuschleusen. Die Beschuldigten wohnen in einer kleinen Wohnung bei einer rumänischen Großfamilie in Gelsenkirchen.
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Zuvor werden Kinder und Jugendlich oft mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt. Hier angekommen, werden sie unter Druck gesetzt und zu den Straftaten genötigt.
Vermutlich sind auch die drei jungen Gelsenkirchener zu den Diebstählen gezwungen worden. Aus Angst vor Repressalien wird geschwiegen. Im vorliegenden Fall mussten die Täter hohe Sicherheitsleistungen hinterlegen. Das Geld wurde prompt durch Angehörige gezahlt. Das Trio kam frei und verschwand.