Essen. „Wenn organisierte Banden hinter den so genannten Klau-Kids stecken, dann muss man auch die Anstifter oder die Eltern strafrechtlich verfolgen“, sagt die Gießener Kriminologin Professor Britta Bannenberg. Die WAZ sprach mit ihr über das kriminelle Verhalten der oft aus Südosteuropa zugewanderten Kinder und erzieherische Möglichkeiten.

Die Rückkehr zu geschlossenen Heimen für sogenannte Klau-Kids fordert die Gießener Kriminologin Britta Bannenberg. Nur so könne die Politik auf jene strafunmündigen Kinder reagieren, die auch im Ruhrgebiet gehäuft Überfälle an Geldautomaten begehen. Polizei, Justiz und Jugendämter sehen sich im Umgang mit ihnen oft überfordert, da die meist Unter-14-Jährigen aus offenen Heimen sofort wieder ausreißen. Von 2012 bis März 2013 hat es in NRW 590 solcher Delikte gegeben.

„Wenn organisierte Banden hinter den so genannten Klau-Kids stecken, dann muss man auch die Anstifter oder die Eltern strafrechtlich verfolgen“, sagt Kriminologin Britta Bannenberg. Die WAZ sprach mit ihr über das kriminelle Verhalten von oft aus Südosteuropa zugewanderten Kinder und erzieherische Möglichkeiten.

Polizisten, Richter und Sozialpädagogen klagen darüber, bei den strafunmündigen Roma-Kindern nicht viel ausrichten zu können. Muss man es also hinnehmen, mit dieser Kriminalität zu leben?

Britta Bannenberg: Ich kann verstehen, dass sich da Hilflosigkeit breit macht. Doch der Staat darf nicht einfach zusehen. Es müssen Netzwerke gebildet werden zwischen den Behörden, um sich konkret zu überlegen, wie man vorgehen kann.

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Wenn es keine Eltern gibt, die man in die Verantwortung nehmen kann, ist die Jugendhilfe gefragt. Notfalls muss den Eltern das Sorgerecht entzogen werden. Es geht auch um das Wohl der Kinder, darum, ihnen Normen, Werte und Pflichten beizubringen. Diese Familien haben offenbar keine Vorstellung, was in Deutschland geht und was nicht.

Das Roma-Mädchen Elisabeta ist zweihundertmal aufgefallen, bevor es nun in Untersuchungshaft kam. Wie will man solche Kinder erziehen, wenn sie nicht einmal einen Tag in einem Heim bleiben?

Bannenberg: Bei diesen Kindern handelt es sich um eine Klientel, die nichts zu verlieren hat. Wenn ambulante Heime also nicht ausreichen, muss man sich Gedanken über stationäre Einrichtungen machen. Es geht darum, überhaupt an die Kinder heranzukommen. Danach kann man sich überlegen, sie in betreuten Wohngruppen unterzubringen.