Gelsenkirchen. Emil Kirdorf, der frühere Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks AG, war ein früher Förderer der NS-Spitze. Adolf Hitler kam zu seiner Beerdigung nach Ückendorf.
80 Jahre ist es her, dass Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde. Für Emil Kirdorf dürfte dieser 30. Januar 1933 ein hoffnungsfroher Tag gewesen sein. Der frühere Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks AG war bereits 1927 Mitglied der NSDAP geworden und mit Hitler befreundet. In seinem Landhaus, dem „Streithof“ tief im Mülheimer Waldgebiet Uhlenhorst, empfing der Industrielle den Diktator mehrmals.
Der 90. Geburtstag wurde mit Kaffee und Kuchen gefeiert. Ein unscharfes Schwarz-Weiß-Foto zeigt nicht nur die filigranen Kaffeetassen auf der Spitzendecke, es belegt auch die freundschaftliche Verbundenheit des Industriellen, den man heute wohl „Manager“ nennen würde, und des Diktators: Im freundlichen Gespräch sind sie einander zugeneigt, und auch abseits davon einander zugetan.
Kirdorf war für Hitler "nationale Legende"
Hitler hofierte Kirdorf als „nationale Legende“. Der wiederum sah im selbsternannten Führer „den Mann, der die politischen und wirtschaftlichen Probleme in Deutschland überwinden und den Deutschen ihren Nationalstolz zurückgeben würde“, schreibt Jens Roepstorff, Fachbereichsleiter des Mülheimer Stadtarchivs zur Beziehung der beiden.
Deshalb setzte Kirdorf sich für seinen Freund ein. „Er hat Hitler in industriellen Kreisen salonfähig gemacht“, sagt Roepstorff und nennt als Beispiel eine Rede vor dem Düsseldorfer Industrieclub. „Kirdorf hat sie erst möglich gemacht.“ Das war im Januar 1933.
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Für Andreas Marquard, der die Mülheimer Kreisvereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) leitet, lässt sich daraus klar ableiten, dass Kirdorf an der Machtübergabe an Hitler und die Nationalsozialisten maßgeblich beteiligt war und dass er ihn umfassend förderte. „Finanzielle Unterstützung ist da ganz ohne Zweifel gelaufen“, ist Marquard überzeugt. Immerhin „war Hitler ganz oft auf dem Streithof zu Besuch. Nicht nur zum 90. Geburtstag.“ Diese Besuche sind historisch belegt, bestätigt Jens Roepstorff: „Immer wenn der Führer kam, war das eine Notiz in der Zeitung wert.“
Den Zweiten Weltkrieg und die Vernichtung von Millionen Leben erlebte Emil Kirdorf nicht mehr: Er starb am 13. Juni 1938. Hitler ließ ihn mit einem Staatsbegräbnis beisetzen. Die Trauerfeierlichkeiten fanden in Ückendorf auf dem Gelände der Zeche Rheinelbe statt. Mit dabei: der Diktator.