„Manche meinen, man könnte einfach nicht handeln, und könne dann auch nicht verantwortlich gemacht werden.” Mit einem solchen Demokratieverständnis kann Franz Müntefering nichts anfangen.
Zur Eröffnung der Ausstellung „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold” im Weiterbildungskolleg Emscher Lippe hat der SPD-Chef einen Abstecher nach Resse gemacht.
Schwarz, Rot, Gold. Das sind die Farben der Bundesrepublik. Und das waren auch die Farben der Bewegung „Reichsbanner”, die 1924 gegründet wurde und bis zu ihrem Verbot im Jahr 1933 für den Erhalt und Schutz der Weimarer Republik eintrat. Prominente Mitglieder waren Kurt Schumacher, Theodor Heuss und Julius Leber.
Gelsenkirchener Reichsbannermitglieder waren zum Beispiel Johann Schlenkhoff (1932 von einem SA-Mann ermordet), das Ehepaar Alfred (hingerichtet 1944) und Margarethe Zingler sowie Gustav Lehnert, der den Krieg überlebte und später die demokratische Polizei mit aufbaute.
„Für eine starke Republik” lautet der Titel der Wanderausstellung, die noch bis zum 26. Juni im Ausweichquartier der Schule an der Middelicher Straße zu sehen ist. Zeitzeuge Hans Bonkas (87), heutiger Bundesvorsitzender des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold (heute als Bund aktiver Demokraten als Verein eingetragen), erinnert an den Wandel Deutschlands im Nationalsozialismus „von Land der Dichter und Denker zum Land der Richter und Henker”. „Zu schätzen weiß man etwas erst, wenn man es verloren hat – wie die Demokratie”, sagt er.
Demokratie und Freiheit gelte es immer im Auge zu behalten, so Müntefering. Schließlich sei auch Hitler gewählt und per Koalition an die Macht gekommen. „Die mit den Glatzen und den Springerstiefeln sind nicht sympathisch”, sagt er. Bersorgnis erregender allerdings seien die Rechtsradikalen, die ihre Botschaften unterschwellig verbreiteten, zum Beispiel in der Jugendarbeit.
Auch Gelsenkirchens OB Frank Baranowski mahnt, Demokratie ernst zu nehmen. „Auch heute sind wir wieder gefragt”, sagt er angesichts des gerade genehmigten Parteitags von Pro NRW. Alle Gelsenkirchener seien am Sonntag eingeladen, gegen diesen Parteitag zu demonstrieren.