Gelsenkirchen.

Der historische Gutshof Haus Leithe liegt mitten im Schnee wie ein verwunschenes Märchenschloss. Trutzig hebt sich der Torbogen mit seinen Zinnen in die Höhe, die Farbe an den Wänden verwittert, Ruhe liegt über dem Szenario.

Haus Leithe, dieses romantische Anwesen an der Junkerstraße, liegt weiterhin im tiefen, tiefen Dornröschenschlaf und vermittelt morbiden Charme.

Dabei wollte der neue Eigentümer, die Dortmunder Jörn Zahn Immobilien GmbH, den Gutshof bereits im vergangenen Herbst aus diesem Tiefschlaf wecken. Bislang passiert ist allerdings vor Ort – nichts.

Anwohner hoffen auf Aufschwung

Was der Hof-Besitzer, Jörn Zahn, gestern im Gespräch mit der WAZ bestätigte: „Wir haben ein Konzept für das Anwesen erarbeitet, das die Errichtung von Wohnungen und Eigentumswohnungen vorsah, konnten hier aber nicht zu einer finalen Abstimmung mit der Oberen Denkmalbehörde in Münster kommen.“ Wo genau es hakte, vermochte der Unternehmer nicht zu sagen, aber: „Die Abstimmung ist nicht einfach.“ Mit der Unteren Denkmalbehörde in Gelsenkirchen kooperiere man sehr gut.

Um das Projekt voranzutreiben, will das Unternehmen Jörn Zahn nun ein neues Konzept für den Umbau erarbeiten. Zahn: „Wir sitzen gerade mit Architekten und Planern zusammen. Unser Ziel ist es, dem Denkmalschutz auf jeden Fall gerecht zu werden.“ Am Ende, so der Leithe-Besitzer, sollten alle mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Das älteste Anwesen der Stadt 

Derweil vergammelt der Hof, der als ältestes Anwesen der Stadt gilt (erste urkundliche Erwähnung im Jahre 974) weiter vor sich hin. Dass sich rund um den Hof ein paar Menschen tummeln, ist an den aufgereihten Bier- und Schnapsflaschen auf einem Fenstersims abzulesen. Ein paar Fenster sind eingeschlagen, andere notdürftig mit Brettern geflickt, andere gut abgedichtet. Das Gitter vor dem Torbogen wurde mit einem Schloss gesichert, einige Türen ebenfalls.

Anwohner Walter Scharf glaub dennoch: „Auf dieses Gelände kommt jeder drauf, der will.“ Der 75-Jährige hat ein wachsames Auge auf das Gebäudeensemble, zumal es noch nicht so lange her ist, dass dort jemand mit Feuer zündelte. Scharf: „Erst vor rund vier Wochen ist auf dem Hof eine Tür aufgebrochen worden.“ Der Anwohner hofft auf baldige Wiederbelebung des Gutes.

Das tut auch Klaus Kordts. Der 52-Jährige wohnt in der Nachbarschaft, geht oft mit seinen Hunden rund um Leithe spazieren: „Schloss Horst ist so toll wieder aufgebaut worden, Leithe hätte das auch verdient.“

Sorge um die Bausubstanz

Sorgen um den baulichen Zustand von Haus Leithe macht sich zurzeit auch die CDU Gelsenkirchen. Werner Wöll, Vorsitzender der Ratsfraktion, betrachtet den zunehmenden Verfall der Anlage mit Sorge und warnt vor einem drohenden Niedergang. Wenn das Haus zu sehr verkommen sei, greife möglicherweise der Denkmalschutz nicht mehr und die Gebäude könnten abgerissen werden.

Jörn Zahn, der neue Besitzer, ist dagegen zuversichtlich, was die Bausubstanz der Hofanlage angeht. „Die nimmt zurzeit keinen Schaden“, meint er.

Optimistisch, was die Zukunft der Anlage angeht, ist auch Marc Nüßen, der Vorsitzende des 2011 gegründeten Vereins „Bürger für die Rettung von Haus Leithe: „Unser Verein steht in gutem Kontakt mit dem Besitzer.“ In Zukunft will sich der Verein verstärkt mit der Historie des Hofes auseinandersetzten. Und plädiert für die Umbenennung der Bushaltestelle in Haus Leithe.