Gelsenkirchen. .

Mächtig-trutzig der Torbogen ins Gehöft, geschichtsträchtig das Gemäuer: das „Haus Leithe“. Sitz von Rittern und Bauern. Mit Theodor Berger verlässt Ende des Jahres der letzte Spross der Bauernfamilie das Gut. Zeit für den Neubeginn.

Zu den ältesten Gebäuden, Gelsenkirchens zählt das stattliche, aber arg marode Anwesen am Junkerweg in Ückendorf, das mancher gar in die Reihe der Wasserschlösser eingliedert, auch wenn die Gräfte seit weit über 100 Jahren kein Wasser mehr führt. Teile des Gutshofes stehen unter Denkmalschutz. Anfang der 80 Jahre erfolgten die letzten Renovierungsarbeiten durch die Stadt. Danach wurde es still um den Hof, den die Bergers seit 1913 bewirtschaften. „Man geht natürlich nicht ohne Wehmut“, gesteht Theodor Berger, der mit seiner Frau zum Jahresende Haus Leithe verlässt und ins neu gebaute Haus in Rotthausen zieht. Noch bis vor zwei Jahren hatte der Maschinenschlosser das Gut im bäuerlichen Nebenerwerb weitergeführt, sein Vater war noch Vollbauer. Jetzt ist Schluss. „An dem Hof müsste dringend viel getan werden. Das Gelände ist riesig. Aber dafür fehlt mir das Geld“, sagt der Pächter.

Das Geld fehlt auch der städtischen Wohnungsbautochter GGW, die das der Stadt seit 1914 gehörende Haus Leithe seit 1997 in ihrem Bestand hat. Und dies nicht gern. Denn allein die Grundkosten sind höher als die Pachteinnahmen, rechnet GGW-Prokurist Joachim Bracke vor. Deshalb drängt das städtischen Wohnungsunternehmen auf eine neue Lösung und einigte sich mit den Bergers – einvernehmlich wie auch der Pächter betont – auf die Auflösung des Pachtvertrages. Eine wohnungswirtschaftliche Weiternutzung hält die GGW für „schwierig“. Es dürfte sich kaum ein Investor finden, der sich die notwendige Investition dafür würde leisten können. Allzu gerne würde die GGW den „Klotz am Bein“ loswerden. Denkbar wäre vielleicht eine Nutzung als Hotel mit Restauration in dem schönen Innenhof, zumal Haus Leithe verkehrsgünstig an der Einfallstraße in die Stadt und nahe der A 40 liegt. Auch hatte es in der Vergangenheit Überlegungen aus dem Kultur- und Schuldezernat gegeben, dass dort eine Europäische Schule fürs Revier einzieht. Gedacht, aber nicht durchgerechnet waren Ideen eines Kunstatelier-Hofes. Derweil liegt Karlheinz Rabas vom Stadtteilarchiv Rotthausen natürlich viel daran, das historische Gebäude zu erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Zukunft von Haus Leithe wird die Stadt alsbald beschäftigen. Denn das gegenüberliegende Gelände des Gelsendienste-Betriebshofes wird in Bälde mit dem Umzug der Müllwerker zum ehemaligen Großmarkt freigezogen, so dass jetzt ein Bebauungsplan für das gesamte Areal aufgestellt werden soll. Mit dem Denkmal Haus Leithe als möglichem Schmuckstück soll dort ein attraktives Eingangstor zur Stadt mit „qualitätsvoller Baustruktur in parkähnlicher Landschaft“ entstehen.