Gelsenkirchen.

Er gilt als ältestes Anwesen der Stadt und vergammelt doch langsam, aber sicher vor sich hin. Der Gutshof Haus Leithe, einst ansehnliche Heimstatt von Ritterleuten und Landwirten, ist seit einem halben Jahr unbewohnt und verfällt seitdem zusehends. Die Hauseigentümerin, die GGW (Gelsenkirchener gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft) will den Verfall stoppen – und Haus Leithe verkaufen.

Was zurzeit zumindest gerüchteweise bereits die Runde machte, bestätigte jetzt auf WAZ-Anfrage GGW-Geschäftsführer Harald Förster. „Ja, wir erarbeiten im Moment eine Informationsbroschüre für potenzielle Investoren.“ Ende des Monats soll der Vermarkungsprospekt fertig sein und informieren über die Lage, die Historie, aber auch über den aktuellen Bauzustand von Haus Leithe.

Und der ist alles andere als gut. Was bereits eine Anwohnerinitiative auf den Plan gerufen hatte. Die schlug erst kürzlich vor, den denkmalgeschützten Gutshof mit Hilfe bürgerschaftlichen Engagements in eine Begegnungsstätte umzufunktionieren.

Begehung des Hauses hat bereits stattgefunden

Ein Treffen zwischen Bürgern und GGW und eine gemeinsame Begehung hat, so Harald Förster, inzwischen stattgefunden. „Wir haben der Initiative auch eine temporäre Nutzung der Anlage angeboten.“ Heißt konkret: Halbjährlich könnten die Bürger Haus Leithe kostenlos übernehmen. Dafür allerdings müssten sie eine Nutzungsvereinbarung unterschreiben und das Haus für Besucher verkehrssicher machen.

Derweil aber, so Förster, sucht die GGW einen Käufer, der ein langfristig tragfähiges Konzept vorlegen kann. Und der eine dementsprechende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit besitzt. Denn ein zukünftiger Käufer von Haus Leithe muss auf jeden Fall jede Menge Geld in die Hand nehmen. Förster: „Allein eine Sanierung der Substanz erfordert die Investition eines hohen siebenstelligen Betrages.“ Und dann habe man noch keinen Cent für die zukünftige Nutzung ausgegeben.

Bis Ende letzten Jahres hatte ein Bauer den Hof, zu dem eine stattliche Fläche Ackerland gehört, bewirtschaftet. Alle Mauerteile sind laut GGW-Geschäftsführer sehr stark mit Nitraten und Sulfaten belastet, die in einem aufwendigen Verfahren beseitigt werden müssten.

Beim Verkauf gehe es der Gesellschaft nicht vordergründig um die Erzielung eines möglichst hohen Preises, sondern um die Sicherung einer nachhaltigen Nutzung. Und die solle auf jeden Fall auch ins Umfeld passen: „Das größte Interesse von Investoren besteht sicherlich an einer Nutzung als Wohnhaus.“ Förster selbst würde es favorisieren, wenn zumindest ein Teil von Haus Leithe der Öffentlichkeit zugänglich bleiben würde, zum Beispiel als Restaurant oder als Schulungszentrum eines Konzerns.

Den laufenden Verfallsprozess von Haus Leithe zu stoppen, das ist im Moment wohl wichtigstes Anliegen sowohl der Nachbarschaft als auch des Eigentümers.