Gelsenkirchen. Das Obergeschoss im Hans Sachs Haus wird ab Ende März möbliert. Von dort aus arbeiten sich die Handwerker hinab bis zur Bau-Übergabe „Ende Frühling“ vor.

Es gibt Botschaften, die wärmen buchstäblich in diesen kalten Zeiten. Im Hans-Sachs-Haus läuft die Heizungsanlage. Im Inneren ist es auf den Etagen weitgehend muckelig – zumindest an Neubaumaßstäben bemessen. „Seit November heizen wir. Anders könnten wir auch jetzt gar nicht arbeiten. Um das Linoleum in den Büros zu verlegen, braucht der Bodenleger zum Beispiel mindestens zehn Grad“, sagt Thilo Steinmann, städtischer Projektleiter für das Neue Hans Sachs Haus.

Typisch graue Büromöbel

Die Arbeitsbedingungen auf der repräsentativsten Baustelle der Stadt könnten also schlechter sein für Maler und Putzer, für Fensterbauer und Elektriker, für Tischler, Trockenbauer, Installateure. Hier werden Steckdosen installiert, dort Leuchten angebracht, hüben werden Wände geglättet, drüben Dämmstoffe verfüllt. Doch wie das so ist: irgendwer hat immer das Nachsehen. Konkret: die Handwerker, die sich in Eiseskälte an der Fassade abarbeiten.

Frost und Schnee bremsen die Arbeiten. Eigentlich sollten die Gerüste an Ebert- und Munckelstraße bis Ende Januar komplett abgebaut werden können. Doch bislang zeigt sich das Hans-Sachs-Haus lediglich zur Ostseite weitgehend von Staubschutz, Stahlrohr und Planken befreit. Ab der ersten Etage aufwärts gibt es entsprechend einen optischen Eindruck davon, wie sich Klinker-Front und Fensterbänder des Baudenkmals künftig am gesamten Komplex machen werden. „Wenn uns jetzt die Witterung ein Schnippchen schlägt, wird das mit dem Rest so schnell nicht gehen“, sagt Steinmann.

Imposante Technik: Die Lüftungsanlagen im Kellergeschoss. Sie sorgen für eine kontrollierte und zeitgesteuerte Be- und Entlüftung der Räume.
Imposante Technik: Die Lüftungsanlagen im Kellergeschoss. Sie sorgen für eine kontrollierte und zeitgesteuerte Be- und Entlüftung der Räume. © WAZ FotoPool

Eine kleine Verspätung in einer langen Reihe von Verzögerungen. Ende 2011 war einst mal als Eröffnungstermin avisiert. Juli 2013 wird es wohl werden, bis die Verwaltung ihre neue Zentrale nutzen kann, bis Stadtspitze und Politik einziehen. Die komplexe Baustelle, aber auch Pleiten von ausführenden Firmen raubten Nerven, Geld und Zeit. Mit einer Übergabe des Gebäudes an die Stadt rechnet Steinmann nun bis „Ende Frühling.“ 240 Büros für rund 390 Mitarbeiter werden hergerichtet. In der obersten Etage beginnt bereits Ende März die Möblierung. Dann geht es Etage für Etage im Drei-Wochen-Rhythmus hinab. In „üblichen grauen Büromöbeln“, so Steinmann, wird sich die Mitarbeiterschaft übrigens einrichten.

Amerikanisches Kirschbaumholz für Wand und Boden 

Einen Eindruck von lichtem Raum und purer Größe bietet mittlerweile – von Gerüsten befreit – das Forum mitten im Komplex. Über fünf Etagen führt es hinauf bis zum Glasdach, umspannt von Galerien mit Glasgeländern, überspannt von verkleideten Stahlträgern. Unten verlegen Installateure Heizschlangen für die Fußbodenheizung in diesem Bereich, oben flattert eine Taube quer und hat die Lufthoheit, eine andere sitzt auf einem Vorsprung. „Wie sind die denn wieder reingekommen?“, wundert sich Steinmann und man hört am Unterton, dass er jetzt gerne zur Vogel-Jagd blasen würde. „Der Kot ist aggressiv. Wenn die einen Haufen auf die Holzgeländer setzen...“ Einfach ätzend.

Amerikanisches Kirschbaumholz wurde für Wandvertäfelungen, Geländer und Türen gewählt, die Flure, Treppenhäuser und das Forum bekommen einen Boden aus irischem Blaustein, die Büros sind mit dunkelgrauem Linoleum ausgelegt. Staubschutz deckt noch die Beläge. Nackt und bloß liegt derweil der künftige Ratssaal zwischen Forum und Fensterfront. Von acht kleinen Logen und einem Balkon können Besucher demnächst verfolgen, wie Politik gemacht wird – ganz bodenständig natürlich, auf Parkett.

Ein Ansaugbauwerk für den Luftaustausch

Mit einem ausgetüftelten Konzept wurde die Beleuchtung für das Hans Sachs Haus kreiert. „Man kann die meisten Bereiche prima mit Tageslicht versorgen“, ist Projektleiter Thilo Steinmann überzeugt. Hitze und Blicke auszusperren, soll ebenso möglich sein. Die großen Fensterfronten bekommen einen Blendschutz und Verschattungs-Möglichkeiten.

Die Ingenieure waren auch bei der Be- und Entlüftung der Büroräume gefordert. Eine klassische Klimaanlage bekommt das Haus nicht, alle Außenfenster werden sich öffnen lassen, eine größer dimensionierte Lüftungsanlage erhält allein der Ratssaal. Ansonsten läuft der Luftaustausch eher unscheinbar. In den Büros gibt es einen Schlitz über den Eingangstüren, daneben ein Strömungs-Loch. Jede Nacht soll die Luft im kompletten Gebäude umgewälzt werden. Die Anlage dafür ist im Kellergeschoss, zusammen mit der Haustechnik und speziell gesicherten Traforäumen. Sichtbar nach außen wird allein das „Ansaugbauwerk“. Als Glas-Kubus wird es auf dem künftigen Bürgerplatz errichtet und von Bäumen flankiert. Bislang steht nur ein Provisorium für einen ausführlichen Test – im Ergebnis hoffentlich ohne dicke Luft.