Auf der Homepage der Stadt Gelsenkirchen sind bereits die ersten Folgen einer Dokumentationsreihe über das Hans-Sachs-Haus zu sehen. Bald kommt ein neuer Dreh dazu: Zeitzeugen haben am Wochenende in der Blue Box über ihre persönlichen HSH-Erinnerungen erzählt.
„Man könnte glauben, die Leute hätten von uns vorgefertigte Werbetexte vorgelesen, aber das stimmt wirklich nicht.“ Stadt-Pressesprecher Markus Schwardtmann kann es selbst kaum fassen, wie die Gelsenkirchener zum Hans-Sachs-Haus stehen.
Am Wochenende war Jedermann aufgerufen, in der Blue Box für einen Dokumentarfilm die eigene Meinung, aber auch Geschichten, Anekdoten und Erinnerungen zu teilen. „Die meisten wollen das Hans-Sachs-Haus zurück“, resümiert Schwardtmann. „Sowohl als Einrichtung als auch als Wahrzeichen.“
Zu den Fans des Hauses zählt auch Ingrid Maria Poetel. „Ich habe das Hans-Sachs-Haus mit gerettet“, gibt die Rentnerin stolz zu Protokoll. „Egal wo ich war, ich hatte immer meine Unterschriftenliste dabei und habe die Leute aufgefordert, für die Rettung zu unterschreiben. In nur zwei Tagen kamen so über 330 Einträge zusammen.“
Die Gelsenkirchenerin vermisst vor allem die regelmäßigen Tanzveranstaltungen im Festsaal. „Was waren wir früher oft da“, kommt sie ins Schwärmen. „Besonders schön war es immer, wenn wir aus der Nachmittagsvorstellung im Theater kamen und ganz schick angezogen waren.“ Seitdem das HSH geschlossen ist, gebe es in der Stadt keine vergleichbaren Angebote mehr. „Für uns Ältere ist da nichts zu machen“, sagt Ingrid Maria Poetel. „Klar, Jüngere finden immer Alternativen.“
Au contraire. Selbst die ganz jungen Besucher der Blue Box verbinden nicht selten den rhythmischen Bewegungssport mit der aktuellen Großbaustelle. So auch Kristin Richau, die vor zehn Jahren als eine der letzten Künstlerinnen auf der Bühne an der Robert-Koch-Straße stand. „Ich hatte als Kind eine Ballettaufführung im Hans-Sachs-Haus“, berichtet die heute 16-Jährige. „Das war ganz schön beeindruckend.“ Doch auch vom anderen Ende der Alterspyramide meldeten sich Zeitzeugen zu Wort. Die 92-jährige Hildgeard Szczesny war schon bei der Eröffnung 1928 dabei und wusste von den Feierlichkeiten damals zu berichten – sie freut sich aber genauso auf die Neueröffnung.
Auch der eine oder andere „Insider“ des Hans-Sachs-Hauses fand am Freitagnachmittag und Samstagmorgen seinen Weg in die Blue Box. So wusste Detlef Aghte, seines Zeichens langjähriger Koch im HSH, zu berichten, was es kurz nach der Ermordung John F. Kennedys auf die Gabel gab, während ein Elektriker stolz eine beachtliche Sammlung Autogrammkarten von Größen aus Film, Funk und Fernsehen präsentierte. Da fanden sich unter anderem Harald Juhnke oder die Wildecker Herzbuben – alle einst in Gelsenkirchen zu Besuch.
Schon im Oktober will Regisseur Frank Bürgin, der bereits für den erfolgreichen Stadtfilm verantwortlich zeichnete, die Interviews vom Wochenende fertig geschnitten haben und als nächsten Teil der Hans-Sachs-Haus-Serie auf der Homepage der Stadt veröffentlichen. Der rund siebenminütige Ausschnitt wird darüber hinaus in einer Dokumentation über Geschichte und Umbau des Hans-Sachs-Hauses Verwendung finden. Dieser Film soll allerdings erst im Frühjahr vollendet sein und bei der Neueröffnung vorgeführt werden.