Gelsenkirchen.
Die Gelsenkirchener Jecken haben sich ausgetobt. Bis zum 11. November schlummert die närrische Seele wieder. Mit dem traditionellen Fischessen endet die Karnevalssession, die am Rosenmontag mit fast 100.000 ausgelassenen Menschen auf der Cranger Straße ihren Höhepunkt feierte. Wir sprachen mit Gerd Schwenzfeier, Präsident des Festkomitees Gelsenkirchener Karneval, über jecke Traditionen, tanzenden Nachwuchs und ein voller Sehnsucht erwartetes zukünftiges Zuhause vieler Gesellschaften.
Wie fällt das närrische Fazit der Session aus?
Gerd Schwenzfeier: Wir sind sehr zufrieden. Die Sitzungen waren unterhaltsam, die Garden haben die Menschen begeistert, Trainer und Tänzer haben tolle Arbeit geleistet. Weiberfastnacht im Zelt und der Rosenmontagszug sind fantastisch gelaufen.
Das Sicherheitskonzept für den Rosenmontagszug ist 50 Seiten dick. Dämpft das die Lust auf närrisches Vergnügen?
Schwenzfeier: Wir müssen damit leben. Auch vorher galten Regeln, die wir beachten mussten. Ob es allein zehn Seiten für den Einsatz des DRK und elf Seiten für die Feuerwehr sein müsen, ist eine andere Frage. Schade ist, dass wir durch höhere Auflagen Mehrkosten schultern müssen. Aber geschafft haben wir es dennoch.
Aus sechs sind acht Gesellschaften geworden. Das spricht für Lust zum Feiern.
Schwenzfeier: Die Karnevalisten sind eine große Familie. Das haben auch andere erkannt, die dazugehören und mitfeiern wollen. Es ist das Gemeinschaftsgefühl, das die Menschen verbindet.
Es fehlen Hallen in Gelsenkirchen. Die Narrenzunft weicht sogar nach Wanne aus. Wird das Hans-Sachs-Haus wieder das Zuhause der Karnevalisten?
Karneval
Schwenzfeier: Wir haben mit Tränen in den Augen das Hans-Sachs-Haus verlassen. Dort gehören wir wieder hin. Es ist eine Frage der Mietpreishöhe. Am liebsten würden wir schon den Hoppeditz am 11. November dort erwachen lassen.
Welche Rolle im gesellschaftlichen Leben spielt der Karneval in Gelsenkirchen?
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Schwenzfeier: Ich habe über den Karneval viele liebenswerte Menschen kennengelernt, die nicht nur feiern, sondern auch ehrenamtlich im Einsatz sind. Karnevalisten helfen mit bei der sozialen Integration, besuchen Menschen in Altenheimen, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen.
Oft treten heimische Gruppen auf, ist Karneval mit auswärtigen Künstlern nicht zu finanzieren?
Schwenzfeier: Das Geld für große Stars fehlt. Wir haben einen Förderverein gegründet, der Nachwuchsarbeit und somit auch Garden unterstützt.
Ist ihnen um die Zukunft des Karnevals nicht bange oder feiert eines Tages die ältere Generation unter sich?
Schwenzfeier: Über 1200 Jugendliche sind in unseren Gesellschaften organisiert. Viele von ihnen werden nach einer vorübergehenden Auszeit dabei bleiben. Auch in zehn Jahren werden wir Karneval nicht ausschließlich unter alten Leuten feiern.
Sollte die Stadt tiefer in die Tasche greifen, um den Karneval zu unterstützen?
Schwenzfeier: Der Stadt sind die Hände gebunden. Die Zusammenarbeit ist super. Ohne kräftige städtische Mitarbeit wäre vieles gar nicht möglich. Wir sind sehr zufrieden, dass das närrische Dreigestirn aus OB Frank Baranowski und den Bürgermeistern Gabriele Preuß und Klaus Hermandung so engagiert hinter uns steht.