Gelsenkirchen. . Die IHK Nord Westfalen stellte in Gelsenkirchen neue Ausbildungsmodelle vor.Betriebe müssen sich zunehmend um Auszubildende bemühen

„Glauben Sie es mir, wenn ich sage, dass das Herz eines Unternehmens seine Mitarbeiter sind?“, fragte Christoph Pieper von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen in die Runde und schaute dabei in zustimmende Gesichter. „Denn genauso ist es!“ Deshalb informierte die IHK Nord Westfalen interessierte Händler am Dienstag in ihrem Haus am Bueraner Rathausplatz über neue Ausbildungsmodelle und Weiterbildungsmöglichkeiten. „Im nächsten Jahr haben Sie zum letzten Mal die Chance, aus dem Vollen zu schöpfen, denn dann verlässt der doppelte Abiturjahrgang die Schulen“, so Pieper.

In Zukunft wird es aber immer schwieriger werden, talentierte Jugendliche für die Ausbildung in den Betrieben zu finden. Schließlich geht die Zahl der Schulabsolventen zurück und die meisten von ihnen entscheiden sich für Studium oder Berufskolleg. Umso wichtiger ist es, das eigene Unternehmen für Berufseinsteiger interessant zu machen. Im Rahmen der IHK-Initiative „Nord-Westfalen. Doppelt stark“, zu der Unternehmen zusätzliche Lehrstellen für den doppelten Abiturjahrgang 2013 bereitstellen, lieferte die IHK in dieser Woche einige Anregungen.

Neue Ausbildungsmodelle

Vorgestellt wurden das duale Studium im Handel, der neue IHK-Zertifikatslehrgang „E-Commerce-Manager“, der im Januar 2013 startet, und die Möglichkeit von Auslandspraktika. Auch über das Modell „AusbildungKompakt“ wurde informiert. Es verknüpft die klassische Lehre mit Berufsschule und die Weiterbildung zum Fachwirt, Meister oder IT-Professional nahtlos miteinander.

„Früher war es so, dass Betriebe einen ganzen Berg von Bewerbungen bekommen haben und eine große Auswahl hatten“, erklärt Ulli Schmäing (IHK). „In Folge des demografischen Wandels ändert sich die Situation aber zunehmend.“ In Zukunft werden Betriebe sich für qualifizierte Schulabsolventen interessant machen müssen. „Mit AusbildungKompakt setzen wir auf Qualität“, sagt Schmäing. Dabei sollen nicht nur Abiturienten angesprochen werden. Mindestvoraussetzung ist die Fachoberschulreife. Das heißt, dass der Einstieg mit 16 Jahren möglich ist und die Azubis bereits mit 20 Jahren Handelsfachwirte sein können.

Zweifel an der Motivation der Lehrlinge

Aber gerade das machte einige Händler in der Runde skeptisch: „Man kann vorher nicht wissen, wie sich der Jugendliche entwickelt. Oder man investiert Geld in die Ausbildung und dann geht er zu einem anderen Unternehmen“, merkte ein Händler an. Überhaupt zeigten sich in der Diskussion nach den Vorträgen Zweifel an der Motivation der Lehrlinge.

„Aus unserer Erfahrung können wir sagen, dass die Jugendlichen, die sich für ein Duales Studium oder eines der anderen Ausbildungsmodelle entscheiden, höchst motiviert sind. 95 Prozent von ihnen ziehen es erfolgreich durch und die Unternehmen haben am Ende exzellente Fachkräfte“, so Christoph Pieper. Sicher ist aber, dass Betriebe in Zukunft eine attraktive Ausbildung anbieten müssen, um ihre Wunschkandidaten von sich zu überzeugen.