Gelsenkirchen. Der mit 2500 Euro dotierte Sparkassen-Preis für die beste „bild.sprache“ brachte den Aachener Johannes Twielemeier und die Ückendorferin Birgit Knappstein zusammen. Der Fotograf wird Werbeaufnahmen für die 49-Jährige machen. Beide gewannen mit dem Auftrag.

Sie ist Schneiderin, er Fotograf. Beide kannten sich bis Samstag nicht. Doch nun haben sie ein Arbeits-Verhältnis – und dürfen sich als Gewinner fühlen. Die „bild.sprachen 2012“, die Messe für Fotografie, visuelle Kommunikation und Marketing im Wissenschaftspark, brachte den Aachener Johannes Twielemeier und die Ückendorferin Birgit Knappstein zusammen.

Twielemeier („ich freue mich sehr und war total überrascht“) wurde unter gut 40 ausstellenden Fotografen auf der Messe der Preis „beste.bildsprache 2012 zuerkannt. Er ist von der Sparkasse mit 2500 Euro dotiert. Der 50-Jährige überzeugte die Jury mit seiner 2002 bis 2009 entstanden Fotoserie „Orte ohne Wiederkehr“ über das rheinische Braunkohlerevier. Die Besonderheit:

Das Preisgeld ist an einen Auftrag gekoppelt. Und den hat wiederum mit ihrer Bewerbung beim Geldinstitut Birgit Knappstein eingeheimst. Die 49-Jährige ist Existenzgründerin. Vor einem Jahr übernahm sie ein Mode-Atelier, für das sie 17 Jahre als Zuschneiderin gearbeitet hatte. „Mir war wichtig, die Arbeitsplätze meiner Kolleginnen zu sichern, mit denen ich schon viele Jahre zusammenarbeite“, sagt sie.

In ihrem Rüttenscheider Atelier werden Prototypen für Modemessen hergestellt und maßgeschneiderte Damenoberbekleidung. Insgesamt arbeiten mit der Chefin sieben Personen im Betrieb, eine Auszubildende inklusive. Twielemeier wird für sie Imagefotos machen. „Ob für einen Flyer oder eine Broschüre oder den Internetauftritt werden wir sehen“, sagt er und hat sich zunächst einmal für nächste Woche zum Gesprächstermin in Rüttenscheid verabredet. „Mal schauen, in welche Richtung es geht.“

„Ich verspreche mir viel von den Fotos“, sagt Birgit Knappstein. Vor allem die Privatkundschaft will sie mit den Bildern erreichen. „Professionelle Werbung ist wichtig – gerade für einen Existenzgründer; aber meistens nicht bezahlbar“. Die Sparkassen-Stiftung hat ihr nun mit dem Preis den Weg geebnet.

Gleich auf einer Wellenlänge

Der Fotograf und die Schneiderin waren übrigens gleich auf einer Wellenlänge. Auch die Mutter von Johannes Twielemeier ist Schneiderin. Er kennt das Metier, zudem unterrichtet er Fotografie an der Akademie für Handwerksdesign. Für die zweitägige Messe hätte er sich mehr Zulauf gewünscht. „Aber ich bin mit einer Reihe von sehr guten Kontakten nach Hause gefahren.“ Und einem Foto-Job.

„Auf der Messe treffen sich Fotografen und potenzielle Auftraggeber von der Unternehmensseite,“ sagt Michael Klotz, stv. Vorstand der Sparkasse. So entstand die Idee, mit dem Preis beide Seiten anzusprechen: Vertreter der Kreativwirtschaft und kreative Unternehmensgründer.