Gelsenkirchen. . Auszubildende, die in der Berufsschule extrem schlechte Noten haben, können über die Agentur für Arbeit kostenlos Nachhilfeunterricht bekommen. Die Erfolgsquote liegt bei 80 Prozent - oft wird aus einem “mangelhaft“ ein “befriedigend“.

Nicht alle Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz bekommen haben, erreichen auf Anhieb auch ihr Ziel. Einige nehmen auf dem Weg zum erfolgreichen Abschluss eine Umleitung über Nachhilfeunterricht. Was zu Schulzeiten mitunter Löcher in den Etat der Eltern reißt, ist während der Ausbildungszeit kostenlos. Sind die Berufsschulnoten im Keller, bietet die Agentur für Arbeit „Ausbildungsbegleitende Hilfen“ (abH) an.

Grundsätzlich kann sich jeder Jugendliche professionelle Nachhilfe holen, wenn er seine Noten verbessern will. Doch mit kostenloser Hilfe durch die Agentur für Arbeit kann er nur dann rechnen, wenn seine Schulnoten im Keller sind. Der Staat finanziert den Aufbauunterricht nur dann, wenn der Auszubildende einen Defizitnachweis vorlegt, den ihm die Schule ausgestellt hat. Das heißt, seine Leistungen sind entweder mangelhaft oder es droht eine Fünf auf dem Zeugnis.

Die Jugendlichen, die Schwierigkeiten haben, den Stoff zu verarbeiten, müssen außerhalb ihrer Arbeits- und Berufsschulzeit zusätzlich die Schulbank drücken. Meistens büffeln sie abends, mitunter auch an Wochenenden. Die Agentur kauft Platzkontingente bei Anbietern ein. Einer der Träger ist die FAA-Bildungsgesellschaft West. In Kooperation mit dem Bildungszentrum des Handels versuchen Experten, die Wissenslücken der Schüler zu schließen. Zusätzlich betreut eine Sozialpädagogin die Jugendlichen.

Teilnehmer motiviert

Schulische Mängel bestehen oft in den klassischen allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch oder Mathe. „Doch die überwiegenden Mängel stellen wir in fachtheoretischen Fächern fest“, weiß Michael Tüselmann, FAA-Regionalleiter Ruhrgebiet. Seien es Defizite in kaufmännischen, medizinischen oder Handwerksberufen.

Neben fest angestellten Fachleuten vermitteln Honorarkräfte die fehlenden Kenntnisse. Mit den Betrieben und der Agentur arbeitet die Bildungsgesellschaft zusammen. Vor allem von der Motivation der Teilnehmer ist Michael Tüselmann angetan. „Wir müssen die Jugendlichen nicht anstoßen, sie kommen auf uns zu. Und wer bei uns zusätzlich lernt, der hat auch starkes Interesse durchzuhalten.“

Im Bezirk der Gelsenkirchener Arbeitsagentur schwitzen derzeit 300 Jugendliche auch nach Feierabend. Die staatlich angebotene Nachhilfe scheint zu wirken. „Die Erfolgsquote für einen erfolgreichen Abschluss“, weiß Michael Kinzler, „liegt bei über 80 Prozent.“ Auch wer zum Endspurt der Ausbildung kalte Füße bekommt, kann mit Hilfe rechnen. IHK und Kreishandwerkerschaft bieten Vorbereitungskurse für Abschlussprüfungen an. Die gehen allerdings auf eigene Rechnung.