Gelsenkirchen. . Über 1700 Schülerinnen und Schüler informierten sich bei der Jobmesse „vocatium Ruhrgebiet“ im Gelsenkirchener Wissenschaftszentrum über Ausbildung und Studium.

Stimmenwirrwarr und ein ständiges Gewusel herrschen in den Arkaden des Wissenschaftsparks. Schülerinnen und Schüler suchen ihre Gesprächspartner. Es geht um die berufliche Zukunft junger Menschen. Bei der Fachmesse „vocatium Ruhrgebiet“ schnuppern sie Betriebsluft und Uniklima. An zwei Tagen können sich fast 1800 Schüler aus Gelsenkirchen, Essen, Bochum oder Mülheim ein Bild machen über die Zeit nach der Schule.

Die jungen Leute erfahren, dass Qualität der Schlüssel zum Erfolg ist, Zukunft bewegt wird und das Handwerk die Wirtschaftsmacht von nebenan ist. Der Veranstalter, das Institut für Talententwicklung (IfT) hat die Schüler bestens auf die Gespräche im Wissenschaftspark vorbereitet. Geschäftsführer Dr. Roderich Stintzing: „Wir sind in 38 Schulen gewesen, haben Jugendliche auf die Gespräche vorbereitet und ihnen ein Handbuch über Ausbildungsmöglichkeiten und Studiengänge überreicht.“ Die Schüler suchten sich bis zu vier Gesprächspartner aus, mit denen sie sich über mögliche berufliche Perspektiven austauschen konnten. 14 Tage vor Beginn der Veranstaltung erfuhren sie, zu welcher Uhrzeit sie mit wem sprechen werden.

Am Bundeswehrstand ist das Gedränge groß. Auffallend viele Mädchen informieren sich über die Zukunft beim Bund. Miriam (17) lüftet das Geheimnis des vermeintlich starken weiblichen Interesses militärischer Ausbildung. Es geht ihr nur um einen Job im Verwaltungsbereich.

Leistungsdokument für spätere Bewerbungen

Die Philosophie des Veranstalters beschränkt sich nicht allein auf Wissensvermittlung. Dr. Roderich Stintzing: „Wir sehen auch Aspekte sozialer Kompetenz , wie man sich verhält, sich kleidet. Auch ein Händedruck kann viel über die Person aussagen.“ Wenn ein Schüler nach dem Gespräch besonders überzeugt hat, erhält er ein Zertifikat: als lobenswertes Leistungsdokument bei späteren Bewerbungen.

Durch den direkten Kontakt zu Arbeitgebern überwinden vor allem die Jüngsten Hemmschwellen, die oft vor den ersten Gesprächen bestehen. Die Veranstalter wünschen sich, dass nach dem Messebesuch der Kontakt fortgesetzt wird. „Wir animieren Betriebe, Jugendlichen nach den Gesprächen ein Praktikum anzubieten“, sagt Stintzing. So sollen sie die theoretische Vermittlung des Berufsbildes in der Praxis vertiefen und dieses real kennenlernen.

Jobs mit "vermeintlicher Drecksarbeit" werden oftmals gemieden

„Doch schlau bin ich schon heute geworden“, meint Jakob. Der 18-Jährige, der nach dem Abi ein Maschinenbau-Studium beginnen möchte, fühlt sich nach der Beratung in der Richtigkeit seiner Berufswahl bestärkt. „Die sind hier gut organisiert und informiert.“

Bianca weiß die Tipps zu schätzen, die ihr Vertreter der Fachhochschule gegeben haben. Die 18-Jährige möchte eine Schule für Physiotherapie besuchen. „Ich habe viele Informationen bekommen über Praktika. Gut finde ich, dass sich die Leute viel Zeit nehmen, gut vorbereitet sind und ich nicht stundenlang warten muss.“

Eine Hoffnung des Handwerks hat sich indes noch nicht erfüllt. Ob in der Metzgerei oder auf dem Bau, der Nachwuchs fehlt. Arbeitspädagoge Thomas Kaiser weiß, dass sich immer noch viele Jugendliche auf beliebte Modeberufe konzentrieren und Jobs mit vermeintlicher Drecksarbeit meiden.