Essen. Essen. Gelsenkirchen, Gladbeck, Mallorca – schon die Tatorte aus der Anklage deuten an, dass der Fall komplizierter ist als andere Vergewaltigungsprozesse. Gleich mit zwei jungen Frauen soll der 35 Jahre alte Angeklagte eine Beziehung gehabt haben. Und beide berichten von brutalen Taten.

Event-Manager nennt der Angeklagte vor der VI. Essener Strafkammer als Beruf. Allein von der Optik könnten er und die Frauen auch durchaus ihren Platz in der Modelszene finden. Doch es scheint bei ihm viel Fassade zu sein, lassen mehrere Vorstrafen und die Berufe ahnen, die in seiner Akte auch genannt werden: Bürokaufmann, Stahlbetonbauer. Auf seinen Wunsch hin ohne Öffentlichkeit weist er am Montag die Vorwürfe der Anklage zurück. Das stimme alles nicht, allerdings sei durchaus bizarrer, etwas härterer Sex praktiziert worden.

Ein Martyrium

Die Anklage spricht von einem Martyrium, dem die 23 Jahre alten Frauen über Jahre ausgesetzt waren, ohne von ihm loszukommen. Zunächst in der Gladbecker und dann in ihrer Gelsenkirchener Wohnung unterhielt er zu einer von ihnen seit 2007 eine Beziehung. An Selbstbewusstsein mangelte es ihm laut Anklage nicht. Als „der Beste“ soll er sich angepriesen haben. Sie soll das verneint und sein aggressives Verhalten angesprochen haben. Da soll er ihren Hals ergriffen und mit seinem Handy aufgenommen haben, wie er sich an ihr verging und sie kurz bewusstlos wurde.

Brutal geschlagen haben soll er sie auch 2009 während eines Kurz-Urlaubes auf Mallorca. Sex hätte er erzwungen und bei nichtigen Anlässen aus Wut zugeschlagen oder ihr ins Gesicht gespuckt. Oft soll sie mit ihm Schluss gemacht haben. Aber immer wieder hätte er sie auch überzeugt, dass die Gewalt eine Ausnahme sei. Doch dann listet die Anklage neue Körperverletzungen auf: Schläge ins Gesicht, Ziehen an den Haaren.

Trotz Gewalt wieder zusammengekommen

Zeitgleich unterhielt er eine Beziehung in Köln, die ebenfalls von Gewalt geprägt gewesen sein soll. Diese Frau trennte sich im Januar 2011 endgültig von ihm. Doch als er seine Sachen aus der Wohnung holen wollte, erzwang er laut Anklage erneut Sex von ihr.

Trotz dieser Gewalt seien die beiden aber wieder zusammengekommen. Bis die Kölnerin zufällig von der Gelsenkirchenerin erfuhr. Beide luden ihn zur Aussprache nach Gelsenkirchen ein, wo es erneut zu Schlägen gekommen sein soll. Erst danach erstatteten die Frauen Anzeige, der 35-Jährige kam in U-Haft.

Auch die Frauen werden ohne Öffentlichkeit vernommen. Beide sollen bei ihren Vorwürfen geblieben sein.