Essen. Kooperativ ist Bodo K. nicht. Als Richter Rudolf Fink, Vorsitzender der VII. Essener Strafkammer, den Angeklagten am Ende des ersten Prozesstages belehrt, das Gericht könne auch ohne ihn urteilen, wenn er beim nächsten Mal nicht erscheine, sagt der 46-Jährige knapp: „Dann komme ich eben nicht.“ Diese Freiheit hat er nicht. Der mehrfach vorbestrafte Mann sitzt seit dem 30. Juli in Untersuchungshaft.
Vier Überfälle auf Geschäfte, darunter drei Schlecker-Filialen in Gelsenkirchen und Wattenscheid, wirft die Anklage dem gebürtigen Wattenscheider vor. Er schweigt dazu. Eine kleine Serie: Am 18. Juli soll Bodo K. am Nachmittag in der DM-Filiale auf der Bahnhofstraße in Gelsenkirchen aufgetaucht sein. Der Täter drückte der Kassiererin eine Pistole in die Seite und nahm 343 Euro aus der Kasse.
Noch am selben Tag wird um 18 Uhr die Schlecker-Filiale auf der Schalker Straße überfallen. wieder drückt der Täter, der zum Schein eine Haftcreme auf das Kassenband legt, der Kassiererin eine Pistole in die Seite. Die Beute diesmal: zwischen 200 und 300 Euro.
Vier Tage ist laut Anklage Ruhe. Dann soll Bodo K. mittags Schlecker auf der Florastraße in Gelsenkirchen überfallen haben. Diesmal legt der Täter zum Schein eine Tube Zahnpasta für 69 Cent aufs Kassenband. Als die Kassiererin die Schublade öffnet, hält er ihr unvermittelt ein Fleischermesser an die Kehle. „Überfall, ich will das ganze Geld“, schreit er und nimmt 300 Euro aus der Kasse. Sechs Tage später ist am 28. Juli die Wattenscheider Schlecker-Filiale an der Hochstraße Ziel eines Räubers. Toilettenpapier legt er aufs Band und zückt ein Messer, als die Kassiererin die Schublade öffnet. Er hält es ihr ans Ohr und sagt dabei: „Nichts machen, nichts machen.“ Doch wie im Reflex wirft sie die Lade zu und flüchtet um Hilfe rufend nach draußen. Auch der Räuber rennt weg, ohne Beute.
Die Anklage stützt sich darauf, dass mehrere Zeugen ihn auf Fotos aus der Verdächtigenkartei wiedererkannt haben. Der Sachbearbeiter der Kripo hat noch ein wichtiges Indiz: Ein älterer Kollege sei in sein Zimmer gekommen und habe Fotos aus der Überwachungskamera gesehen. Seine spontane Reaktion: „Das ist ja der Bodo K.“