Gelsenkirchen. Drei Künstler der Künstlersiedlung Halfmannshof haben die Kündigung bekommen. Und zwar für die Nutzung ihrer Ateliers. Die Wohnungsgesellschaft reagiert damit auf, wie sie sagt, mangelnde Gesprächsbereitschaft der Mieter.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Sagt der Volksmund. „Redet mit uns“, appelliert dagegen GGW-Geschäftsführer Harald Förster an drei Halfmannshof-Künstler. Denen nämlich schickte die stadteigene Wohnungsgesellschaft nun Kündigungsschreiben für die Galerieräume in der Künstlersiedlung ins Haus. Förster begründet die Kündigungen auf Nachfrage der WAZ so: „Diese drei Mieter waren bislang nicht zu Gesprächen mit uns bereit, darum handeln wir jetzt.“
Zur Vorgeschichte: Wie berichtet, hatte der Rat der Stadt im Oktober beschlossen, den über 80 Jahre alten Künstlerhof durch umfassende Umbauarbeiten in ein Kreativquartier umzuwandeln. Hier könnten in Zukunft rund 25 Künstler unterschiedlicher Genres leben und arbeiten. Die aktuell noch acht Bewohner des Hofes müssten die Anlage in der Umbauphase verlassen. Was im neuen Konzept allerdings nicht mehr geplant ist, sind kostenlose Werkstätten und Galerieräume.
Haus Leithe
Neben dem Halfmannshof ist Haus Leithe ein weiteres GGW-Großprojekt. Für den leerstehenden Gutshof haben sich bislang zwei ernsthafte Investoren gemeldet, so GGW-Geschäftsführer Förster. Die Pläne gingen in Richtung Wohnbebauung und seniorengerechte Wohnensembles.
„Nur drei haben sich bislang geweigert“
Ratsvertreter, Verwaltung und Wohnungsgesellschaft hatten ausdrücklich dafür plädiert, mit den aktuellen Hof-Künstlern zu einvernehmlichen und sozialverträglichen Lösungen zu gelangen. Förster: „Darum haben wir versucht, mit allen Betroffenen Kontakt aufzunehmen.“ Mit fünf Mietern sei das auch gut gelungen, da sei man auf einem positiven Weg. Zwei der Künstler ziehen ohnehin weg, bei zwei weiteren Künstlern sei man in der Endphase, Aufhebungsverträge zu unterzeichnen und mit einem Künstler würden am heutigen Mittwoch Gespräche stattfinden.
„Nur drei haben sich bislang geweigert“, bedauert Förster, „obwohl wir mehrfach telefoniert und sie angeschrieben haben.“ Den Fristen entsprechend habe man nun nach einer mündlichen Vorwarnung die Galerieräume, nicht allerdings die Wohnungen, gekündigt. Die Künstler hätten zwar Gesprächsbereitschaft signalisiert, aber nur als Gruppe. Das habe die GGW abgelehnt.
„Auf Gutsherrenart ihre Existenzgrundlage entzogen“
Das bestätigt Marion Strohmeier von der Bürgerinitiative „Rettet die Künstlersiedlung Halfmannshof“ und fragt: „Wo bleibt das Versprechen, dass bei der Ausarbeitung eines Kulturkonzepts für die Siedlung die Künstler in Form eines Runden Tisches mit einbezogen werden?“
Nur drei Tage nach dem erfolgreichen Kunstmarkt sei den Künstlern Barbara Echelmeyer, Rolf John und Helmuth Kloth nun die Kündigung der Ateliers zur Jahresmitte 2012 ins Haus geflattert: „Damit soll ihnen auf Gutsherrenart ihre Existenzgrundlage entzogen werden“, empört sich Strohmeier. Der soziale Frieden kurz vorm Weihnachtsfest sei durch das Vorgehen der GGW zerstört. Strohmeier sagt voraus: „Ein jahrelanger Rechtsstreit wird die Folge sein.“