Gelsenkirchen. . In der Künstlersiedlung Halfmannshof herrscht Unruhe und Verärgerung, seit den dort lebenden Mietern das Konzept für das neue Künstlerquartier vorgestellt wurde. In ihren Augen soll der Künstlerhof kaputt gemacht werden. Trotz lebenslangem Wohnrecht.
Die Betroffenheit bei den Halfmannshöfern ist groß. Nach einem Gespräch mit Dr. Volker Bandelow vom Kulturreferat, in dessen Verlauf dieser das Zukunftskonzept für die Künstlersiedlung vorstellte, pendelt die Stimmung der kulturschaffenden Bewohner der Siedlung irgendwo zwischen Zorn und Fassungslosigkeit.
„Was die geplante, bauliche Umstrukturierung angeht, so halte ich diese für dilettantischen Schwachsinn“, sagt Helmut Kloth vom Vorstand des Künstlervereins ohne Schnörkel. Er vermisst eine Marktanalyse vor dem Neubau von Eigentum. Außerdem: „Die Einheit von Halle und Wiese wird zerstört.“ Und damit die ganze Landschaft des Hofes.
Sozialschmarotzer
Damit spielt Kloth auf die Architektenpläne an, Ausstellungshalle und altes Wohnhaus abzureißen und neu zu bauen. Unter anderem ein Haus für Künstler, das die heutige Wiese durchtrennt. Der freischaffende Künstler Heiner Szamida ergänzt: „Wenn die Wiese kaputt und die Ausstellungshalle weg ist, dann ist der Künstlerhof kaputt.“ Wenn Bandelow an die Spindel-Zeit anknüpfen wolle, dürfe er nicht vergessen, dass es diese Hochphase ohne den Ausstellungsraum gar nicht gegeben hätte.
Was die Halfmannshöfer ferner auf die Palme bringt, fasst Szamida so zusammen: „Wir haben hier seit Jahren und Jahrzehnten Kulturarbeit geleistet. Das findet man im Stadtkonzept nicht wieder.“ Stattdessen, empört sich die Keramik-Künstlerin Barbara Echelmeyer, würden die Bewohner quasi als „Sozialschmarotzer“ dargestellt. Erfahren haben sie auch, dass sie während der Bau- und Sanierungsphase für die Dauer von etwa drei Jahren ausquartiert werden sollen.
Lebenslanges Wohnrecht
Nachdem sie von der GGW am Gesprächsabend keine konkrete Auskunft über die Mietpreise nach dem Rückzug erhalten hätten, geht Echelmeyer jetzt davon aus: „Wir sind als Mieter gar nicht mehr vorgesehen.“ Das sei ziemlich bitter.
Auch für Heiner Szamida. Er hat sein Haus bis zum Dach selbst saniert, Heizung eingebaut, Elektroinstallationen verlegen lassen. „Warum soll dieses Haus jetzt entkernt und saniert werden?“ fragt er sich. Dass er sich finanziell einst so weit aus dem Fenster gelehnt hat, liegt auch am lebenslangen Wohnrecht, dass zumindest seit den 1980er Jahren Bestandteil der Vereinssatzung des Künstlerkreises ist. Ein Gewohnheitsrecht, das jetzt enden solle?
Schüler machen Kunst
Eine Frechheit
Nein, die Stimmung in der Runde ist nicht gut. Auch deshalb, weil die Halfmannshöfer Fehler im Stadtkonzept gefunden haben. „Der Verein besteht schon seit 1948“, sagt Barbara Echelmeyer. „1983 gab es lediglich eine Satzungsänderung.“
Was die Aufnahme von Kunststipendiaten angeht, so sei die Initialzündung bereits 2005 aus der Künstlersiedlung selbst gekommen. Es sei daher eine „Frechheit“, wenn es in der Vorlage heiße, dass nun endlich Stipendiaten hierher kommen könnten – Fortsetzung folgt. Ganz sicher.