Gelsenkirchen. . 2000 Unterschriften hat die Bürgerinitiative „Rettet die Künstlersiedlung Halfmannshof“ für den Erhalt der Künstler-Siedlung schon beisammen. Eine Dame aus der Feldmark signiert: “Ein Stück Kultur geht verloren. Kultur ist nun mal nicht ganz billig.“

Fast könnte man meinen, der Halfmannshof habe in Gelsenkirchen mehr Anhänger als Jesus. So jedenfalls stellte es sich am Samstag auf der Bahnhofstraße dar. Während nur wenige Passanten am Info-Stand einer christlichen Glaubensvereinigung Halt machten, blieben ein paar Meter weiter an den Tischen und Staffeleien der Halfmannshöfer (einem Teil davon) immer wieder Menschen stehen, um sich über den Status Quo der Künstlersiedlung zu informieren und sich gegebenenfalls mit einer Unterschrift gegen das von der Stadt geplante Umbaukonzept (die WAZ berichtete) auszusprechen.

„Bis jetzt sind es 2000 Unterschriften“, sagte am frühen Nachmittag Marion Strohmeier, Fraktionschefin des Bürger-Bündnis-Gelsenkirchen (BBG), das gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Rettet die Künstlersiedlung Halfmannshof“ auf die Straße ging. Motto: „Hände weg vom Halfmannshof“. Der Umbauplan, über den am Donnerstag der Rat weiter entscheidet, sieht in seiner jetzigen Form gravierende Einschnitte vor, die – so der Vorwurf – das Ende der Künstlersiedlung bedeuten würden.

Viele der interessierten Passanten wissen gar nicht genau, was los ist, warum die Künstlersiedlung zur Diskussion steht. „Ich weiß gar nicht, wie es überhaupt so weit kommen konnte“, sagte etwa Gabriela Swoboda, Leiterin der gleichnamigen hiesigen Ballettschule, die sich von Isolde Kramer-John, der Frau vom Halfmannshöfer Rolf John (Maler und Grafiker) auf den neuesten Stand bringen ließ und zur Unterstützung der Sache Beiträge tänzerischer Art anbot. Bei allem Engagement für die Künstlersiedlung kann Isolde Kramer-John die Kritik am bisherigen Konzept Halfmannshof teilweise nachvollziehen. So sei etwa der damalige Vorschlag der geschiedenen Vorsitzenden Katja Langer, das Kulturamt mit ins Boot zu holen, richtig gewesen. Aber: „Damit hatten die Künstler ein Problem.“ Auch seien einige Künstler sperrig und würden etwa eine Woche der Offenen Tür ablehnen. „Aber die Siedlung platt zu machen, ist falsch!“

Das sieht der pensionierte Pfarrer Willi Everding genau so: „Der Halfmannshof muss auf jeden Fall erhalten bleiben“. Everdings Schwiegervater war 1931 einer der Halfmannshof-Gründer: Otto Prinz. Viele Impulse seien von der Siedlung ausgegangen, über Gelsenkirchen und Deutschland hinaus, etwa durch Ferdinand Spindel oder Heinrich Maria Denneborg. „Die Künstler, die GGW, die Stadt, aber auch der Regierungspräsident – weil der Hof über die Region hinaus wirkt – müssen miteinander reden“, sagt er und unterschreibt.

Eine Dame aus der Feldmark signiert ebenfalls: „Die Sache war zwar bekannt, aber dass es in dieser Form stattfinden soll, beanstande ich. Hier von einer Neugestaltung zu sprechen, ist schlichtweg eine Beschönigung. Ein Stück Kultur geht verloren. Und Kultur ist nun mal nicht ganz billig.“