Gelsenkirchen.

Die Reaktionen auf die Situation rund um die Gelsenkirchener Künstlersiedlung Halfmannshof reißen nicht ab. Jetzt reagierte das Künstlerhaus Bielefeld in einem Schreiben an Oberbürgermeister Frank Baranowski auf die Umbaupläne.

„Wir haben erfahren, dass die Künstlersiedlung Halfmannshof verändert und gegebenenfalls aufgelöst werden soll“, schreibt Ricarda Enderweit. „Als Künstlerhaus wissen wir, wie wichtig es ist, den Austausch zwischen den Künstlern zu fördern und damit die vielfältige Kunstszene in ihren unterschiedlichen Sparten zu unterstützen, was wir mit Artists Unlimited seit 1985 tun.“

Dies sei in Bielefeld inzwischen ein wichtiger Bestandteil der Kulturszene, die über die Grenzen der Stadt hinaus zur Außenwirkung beitrage. Wichtig sei auch der Austausch mit anderen Künstlerhäusern: „So durften wir vergangenes Jahr in der Künstlersiedlung Halfmannshof zu Gast sein. Beeindruckt hat uns die Weitläufigkeit des Geländes, die Werkstätten und die Galerie. Wir denken, Sie würden eine Möglichkeit der Außenwerbung für Ihre Stadt verschenken, wenn Sie wesentliche Dinge des Künstlerdorfes verändern. Die Atmosphäre und die Häuser dort sind etwas Besonderes. Eine solche Institution muss gefördert und unterstützt werden.“

Es sei nur schwer vorstellbar, dass dort auch in Zukunft künstlerische Events wie etwa das Holzbildhauersymposium stattfinden könnten, wenn auf dem Gelände auch andere Wohnformen mit anderen Interessen angesiedelt werden.

In einem Brief an die WAZ wirft der Gelsenkirchener Andreas Echelmeyer kritische Fragen zum Thema auf: „Betroffene und Kulturfreunde hegen die Befürchtung, dass es sich bei dem vom Kulturamt erstellten Konzept um ein reines Bauprojekt handelt, auch wenn es im Beschluss heißt, dass „Dadurch […] die Künstlersiedlung als solche nachhaltig gesichert werden [soll].“

Man sei besorgt, weil im Beschluss konkret nur auf die Baumaßnahmen und künftigen Eigentumsverhältnisse eingegangen werde. Wie das Kulturamt dagegen das „Kreativquartier Halfmannshof“ ohne Ausstellungshalle, durch Teilprivatisierung und Umwandlung von zwei Dritteln der Siedlung in eine reine Wohnanlage und bei hohen Mieten als „qualitätsvolles Kunstzentrum im Zentrum des Ruhrgebiets etablieren“ wolle, sei in die Zukunft verschoben worden.

Gelsenkirchener Kunstfreunde würden nun mit Spannung auf das weitere Vorgehen des Kulturamts warten: „Wird es dem Kulturamtsleiter Dr. Bandelow, wie in der Ratssitzung (am 20. Oktober) angekündigt, gelingen, unter Einbindung der ansässigen Künstler ein überzeugendes Kulturkonzept zum Erhalt des Halfmannshofes zu entwickeln? Oder beschränkt sich das kulturpolitische Konzept der Stadt eben doch auf die Umwandlung der einzigartigen Künstlersiedlung in eine teure Wohnanlage mit Künstlerflair?“