Gelsenkirchen. Der ehemalige Zerlegebetrieb des Gelsenkirchener Schlachthofs wurde schon reaktiviert, die Kapazitäten aufgestockt und die Belegschaft – um zunächst 100 Personen – erweitert. Bis zu 26 000 Schweine pro Woche werden in Heßler geschlachtet.

Zwei weiße Pavillons stehen auf dem Firmenhof, signalisieren: hier wird’s ein wenig festlich, wird provisorisch Eröffnung gefeiert. Rundum läuft der Betrieb. Sattelzüge rangieren. Es ist mächtig Betrieb auf dem Gelände Am Schlachthof.

Und der ist mit einem Namen verbunden: die Kurt Heinrich Kemink GmbH & Co KG hat einen Großteil ihrer geschäftlichen Aktivitäten von Duisburg nach Heßler verlegt. Am Standort Gelsenkirchen sieht das Unternehmen den gewünschten Raum zur geplanten Geschäftsentwicklung, für die in Duisburg kein Platz mehr war.

Unterm geheizten Zeltdach geht es schon um die Zukunft. Und ein wenig um die Vergangenheit. Bewegte Jahre hat der Schlachthof hinter sich, stand 2006 kurz vor dem Aus, wie Eigentümer Reinhard Hoffmann erinnert. „Die Mitarbeiter haben schwere Zeiten durchlebt und sogar finanzielle Einbußen hingenommen. Aber gemeinsam haben wir es geschafft, den Schlachthof wieder ans Netz zu bringen.“

Die Kooperation mit Kemink steht nun für weiteren Aufschwung und die Auslastung bis an die Kapazitätsgrenzen. Bis zu 26 000 Schweine pro Woche werden in Heßler geschlachtet, bis zu 10 000 davon von Kemink.

Von den 200 Mitarbeitern sind schon 100 nach Duisburg verlagert worden. Der ehemalige Zerlegebetrieb wurde bereits reaktiviert und in den Produktionsprozess von Kemink integriert. „Wir gehen davon aus, dass der Ausbau hier für uns der richtige Weg ist, um mehr Schweine zu schlachten“, sagt Geschäftsführer Kurt Heinrich Kemink. Der 49-Jährige zählt seine Gesellschaft zu den „größeren unter den Mittelständlern.“ Tendenz: wachsend.

„Das ist auch eine gute Nachricht für Gelsenkirchen. Das sind auch Arbeitsplätze für die Stadt“

In Heßler hat der familiengeführte Betrieb ein Nachbargrundstück erworben. Verpackungs-, Teilzerlege- und auch Kühlkapazitäten sollen auf 5000 m² erweitert werden. Der Bauantrag für den zweigeschossigen Komplex ist gestellt. „Ich denke, wenn alles klappt, können wir im Januar loslegen und sind im Herbst 2012 fertig.“ Nach Abschluss der Ausbauarbeiten und einer Investition „von mehreren Mio Euro“ rechnet Kemink mit einem Bedarf von zusätzlich bis zu 150 Mitarbeitern. Für Schlachthofeigentümer Hoffmann ergibt das Gesamtpaket „eine zukunftweisende Standortsicherung, wie sie besser nicht sein kann.“

Die letzten Weichen für den Grundstückskauf sollten Donnerstag im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften gestellt werden. Stadtrat Joachim Hampe und die Riege der Wirtschaftsförderer stehen ein paar Stunden vor der Sitzung mit im Pavillon. Sie haben die Ansiedlung maßgeblich unterstützt, die Oberbürgermeister Frank Baranowski würdigt. „Das ist auch eine gute Nachricht für Gelsenkirchen. Das sind auch Arbeitsplätze für die Stadt.“ Von der Zusammenarbeit der beiden Partner erwartet er eine „stärkere Positionierung im regionalen Fleischmarkt“ – und Vorteile für den Wettbewerb in einer Branche mit hartem Preis- und Konkurrenzdruck.

An einem der Stehtische verfolgt Christel Kemink aufmerksam die Reden. Mit ihrem Mann hat sie einst in Oberhausen eine Metzgerei betrieben. Der Handwerksbetrieb wuchs zum Unternehmen mit 110 Mio Euro Jahresumsatz.