Gelsenkirchen. . Banker halfen Masterflex durch die Unternehmenskrise. Schuldenschnitt, Finanzierung und die Beratung für weitere Internationalisierungs-Projekte brachten den Hightech-Schlauchspezialisten nach vorn.

70 Mio Euro Schulden, angesammelt bei 13 verschiedenen Banken. Da sind schwierige Gespräche mit den Vertretern der Geldinstitute programmiert. Das bedeutet auch: höchste Gefahr für ein mittelständisches Unternehmen, das wenige Jahre zuvor noch als „Perle des SDAX“ gefeiert worden war, mit dem Börsengang Millionen ins Größen-Wachstum pumpte, aber letztlich nur ein defizitäres Firmenkonglomerat mit fünf verschiedenen Geschäftsfeldern schuf.

2008 saß Masterflex endgültig in der (Finanz)-Klemme. Der Überlebenskampf des Erler Schlauchspezialisten begann mit der Konzentration aufs Kerngeschäft. Drei Jahre später sehen sich die Hightech-Produzenten auf einem guten Weg. Eingeschlagen haben sie ihn mit ihrer Hausbank.

Ein symbolträchtiges Bild: Masterflex -Vorstand Dr. Andreas Bastin sitzt am Besprechungstisch an der Seite von Alfred Beykirch. Der Bankdirektor ist Leiter der Regionalfiliale Gelsenkirchen der Commerzbank. Man sieht: Banker und Firmen-Chef verstehen sich, sind einander näher gekommen. Sie haben viel Zeit miteinander verbracht – sicher auch der Not gehorchend. Und jetzt wollen sie auch ein wenig gemeinsam aufräumen. Zum Beispiel mit Klischees, dass Banken angeschlagenen Unternehmen den Geldhahn abdrehen, dass Rettungsschirme nicht auch lokal aufgespannt werden können.

Nicht ohne Preis gegangen

„Wir haben sehr intensiv an einer Lösung gearbeitet“, sagt Beykirch. Der Rettungsplan wurde eng abgestimmt. Bastin betont: „Mit Banken in schwierigen Situationen über Innovation zu sprechen, setzt Vertrauen voraus“. Ihm war damals klar, dass es für die angestrebte Restrukturierung Kapital- und einen Schuldenschnitt brauchte. Sieben Banken verabschiedeten sich aus dem Kreis der Gläubiger, verzichteten auf Forderungen, mit sechs Banken verhandelte Masterflex über einen Finanzrahmen in Höhe von 30,6 Mio Euro bis 2015. „Der Schuldenschnitt war ein wichtiger Beitrag, aber bewegen sie die anderen Banken erst einmal dazu. Die, die gegangen sind, sind nicht ohne Preis gegangen“, sagt Beykirch.

Seit zwölf Jahren beackert er das Marktgebiet von Herne über Gelsenkirchen bis zum Kreis Recklinghausen – in guten wie in schlechten Zeiten. „Wir sind bei vielen Mittelständlern seit Jahren im Boot, das ist für uns gelebtes Geschäft“, sagt Beykirch. Ein, zwei seien jedes Jahr dabei, die „restrukturiert werden müssen“. Bei Masterflex war dem Banker früh klar: Die Basis ist solide, die Motivation und Loyalität der Mitarbeiter ist groß. Sie hat sich letztlich fürs Unternehmen und den Standort ausgezahlt. „Wir sind gestärkt aus der Situation hervorgegangen“, meint Bastin. Profitiert hat auch die Belegschaft. „Ende 2010 haben wir einen Sonderbonus gezahlt.“

Beykirch zählt zu seinem „Geschäft auch Netzwerkarbeit. Wir beraten bei der Internationalisierung von Betrieben und helfen dabei, konkrete Konzepte umzusetzen.“ Nach einschlägigen Erfahrungen steht für Bastin fest: „Umfassende Vertriebs- und Handelsstrukturen beispielsweise in Asien und China aufzubauen, ist für Mittelständler nur im Verbund möglich, wenn man Strukturen einer großen Bank nutzen kann.“ Mit der Übernahme der Dresdner Bank, betont Beykirch, „sind wir der größte Mittelstandsfinanzierer geworden“.

Masterflex trennte sich von seinem teuren Sparten-Bauchladen. „Mitte 2009 war klar, dass wir es schaffen werden. Die Frage war nur: wie gut?“, sagt Bastin, der jüngst von einem Wirtschaftsmagazin zum „Turnarounder des Jahres“ gekürt wurde. Mittlerweile ist klar: Hochgesteckte Ziele wurden erreicht. Bei 25 Mio Euro Nettoverschuldung steht Masterflex aktuell. „In weniger als drei Jahren“ ist das für Bastin „eine starke Entwicklung gewesen. „Wir generieren Cash und sind sehr profitabel.“

Gute Quartalszahlen vorgelegt

„Aus der Krise haben wir insofern Gewinn gezogen, dass wir unser Geschäft optimiert haben“, sagt Masterflex-Vorstand Andreas Bastin. Die Quartalszahlen der ersten neun Monate 2011 belegen das. Mit 40,1 Mio Euro Umsatz bewegt sich der Konzern anteilig am oberen Rand der Jahresprognose (50-51 Mio Euro). Der Ertrag vor Zinsen und Steuern konnte von 4,7 auf 5,9 Mio Euro gesteigert werden. Der Ertrag pro Aktie: 37 Cent statt - 1,35 Euro 2010. Von Konjunkturflaute keine Spur: Bastin „kann nicht erkennen, dass Umsätze im Industriesektor zurückgehen.“