Gelsenkirchen. . Von Halde zu Halde: Zu einer Nachtwanderung der etwas anderen Art brachen am Samstagabend im ganzen Ruhrgebiet 3500 Teilnehmer auf. Aber nur 550 trotzten dem aufkommenden Regen bis zum bitteren Ende.

Das Esoterische ist nicht jedermanns Sache. „Applaudieren Sie dem Untergang der Sonne“, kommt es für sämtliche Teilnehmer der Haldensaga aus den Ohrstöpseln. Nur verhalten kommen die in alle Himmelsrichtungen verstreuten Wanderer auf der Halde Rungenberg der Aufforderung der sonoren Männerstimme nach – wenn überhaupt. „Applaudieren Sie lauter“, fordert der Sprecher nachdrücklich, als würde er seine Zuhörer vom dem wolkenverhangenen Himmel beobachten.

Ulrike Maas (54) und Angelika Kaiser (54) kommen aus Sprockhövel und haben extra geprobt, nachdem sie sich für die 14,5 Kilometer lange Route E2 entschieden hatten: Sonnenuntergang auf Halde Rungenberg, Sonnenaufgang auf Halde Schurenbach. „Unterwegs gibt es Aktionen. Wir lassen uns überraschen“, sagen sie, als ihre Gruppe um 18.30 Uhr von den Sutumer Brücken losstapft.

Volunteers mit Herz bei der Sache

Die Guides der Haldensaga instruieren ihre Gruppen und drücken ihnen UKW-Empfänger in die Hand. Damit sollen sämtliche Teilnehmer – auch die auf den anderen Halden – ab 21 Uhr der Übertragung des Radioballett Ligna lauschen. Einer der freiwilligen Guides ist Michael Richter (49) aus Horst.

Eigentlich wollte er ja als Teilnehmer mitlaufen, aber dann hat er das Volunteer-Inserat gelesen. „Mein Herz hängt daran. Als Hobbyläufer laufe ich alle Halden ab. Jetzt möchte ich sie mal aus einer anderen Perspektive erleben.“ Unterwegs, so Richter, will er seine Gruppe mit Infos über die Schleuse, die Zeche Nordstern und über die Schurenbachhalde versorgen.

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"Gewöhnungsbedürftiges" bei 10°

Dass es eine ungemütliche Nacht wird, ahnen die Wanderer spätestens auf der Halde Rungenberg. Der Wind pfeift und es ist kaum wärmer als zehn Grad. Viele sitzen auf Decken im Gras und beratschlagen, ob sie weitermachen oder aufgeben sollen. So wie die Gruppe aus Dülmen. Auch das Radioballett findet keine Beachtung. „Wir haben uns nicht davon angesprochen gefühlt und uns auf unser Picknick konzentriert.“

Auch Ulrike Maas findet die 30 Minuten Hörprogramm „gewöhnungsbedürftig“. Das gilt aber auch für den Regen, der ihre Gruppe gegen Mitternacht überrascht, als sie an ihrem Nachtlager Schloss Horst ankommen. Um 2.45 Uhr geht’s zum Sonnenaufgang auf Halde Schurenbach. Auf dem Weg kommen der Gruppe Wanderer entgegen, die aufgeben – wie die meisten. Ulrike Maas und Angelika Kaiser aber halten durch.