Gelsenkirchen.

Es war einmal ein Großvater, der erzählte seinem Enkelkind jeden Abend eine Geschichte... Weil Sätze wie diese heute schon fast nach Märchen klingen, springt das Consol Theater mit seiner jüngsten Theaterproduktion ein: „Ká síra díya – Großeltern erzählen die Geschichte einer Reise“ ist das Stück betitelt.

Und so ist es nicht verwunderlich, dass die morgendliche Aufführung zunächst wie ein Erzählnachmittag wirkt: Viele kleine runde „Hütten“ aus Pappe sind abgeteilt worden auf der von Sabine Kreiter gestalteten Bühne. Und in jeder spielt sich ein eigenes, kleines Theater ab. Da fällt es den Schülern der dritten Klasse der Nordsternschule, die das Stück an diesem Vormittag besuchen, nicht immer leicht, ihre Ohren auf „ihren“ Erzähler zu richten.

Flucht aus Afrika

Denn auch von Nebenan dringen einzelne Wortfetzen herüber. „Das hat sich angehört wie ein Kanon“, wird Alexander (9) später sagen. Doch die Erzählerin „seiner“ Hütte, Renate Wojtkowiak (63) betont: „Jeder von uns hat die Geschichte ein bisschen anders erzählt. Deshalb hat jede Gruppe eine andere Geschichte gehört.“ Wojtkowiak schlüpft – wie ihre Schauspielerkollegen – in die Rolle des kleinen Naz, der aus seiner nordwestafrikanischen Heimat fliehen muss, als dort nach drei Jahren ohne Regen der letzte Brunnen austrocknet.

Weil die Eltern kaum Geld haben, verkauft der Vater alle Nutztiere, um seinem Sohn die Reise nach Deutschland zu ermöglichen. Im Land der Träume wohnt ein Onkel der Familie. Doch einfach wird der Weg dorthin nicht, auch wenn der kleine Junge rührende Postkarten nach Hause schickt. Unterwegs wird er gemeinsam mit seiner Freundin Krysia beinahe von Wölfen gefressen, für Kinderarbeit ausgenutzt und kentert mit dem Boot, was ihn eigentlich ins rettende Europa bringen soll.

Nachbereitung

Irgendwie werden hier alle Schauergeschichten einer Flüchtlingsreise miteinander verwoben: Da ist der Menschenschlepper, der das Geld unterschlägt. Und da sind die Soldaten, die die Flüchtlinge unterwegs ausrauben. Erst ganz am Ende ist Durchatmen angesagt, wenn Naz wohlbehalten in Deutschland ankommt. Das Schauspieler-Team lässt die Schüler mit dieser schweren Kost nicht allein, und so gehört die Nachbereitung mit zum Konzept der Aufführung, bei der Andrea Kramer Regie führte und André Wülfing die Projektleitung übernahm: „Also, ich würde so eine Reise nur antreten, wenn es gar keine andere Lösung mehr gäbe“, antwortet Moritz (9) auf die Frage, ob er sich alleine wie Naz auf den Weg machen würde.

Zuvor hat der Neunjährige mitgelitten, Höhen und Tiefen der Reise durchlebt. Und das mag auch daran gelegen haben, dass hier die klassische Beobachter-Situation aufgehoben war. Bei Ká síra díya ist man eben mittendrin statt nur dabei...

Erzähltage auf Consol

Gelsenkrichener Erzähltage auf Consol
Gelsenkrichener Erzähltage auf Consol © WAZ FotoPool
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