Gelsenkirchen. . Die Freie Szene in Gelsenkirchen plant ihr erstes Festival “Hinterm Tellerand gehts weiter“. So hat sie die Möglichkeit, sich dem Publikum vorzustellen. Aber auch, sich zu informieren, Netzwerke zu schaffen, Erfahrungen auszutauschen.

„Hinterm Horizont geht’s weiter“, verspricht schon lange Altrocker Udo Lindenberg. Hinterm Tellerrand auch, sagt jetzt die Freie Kulturszene Gelsenkirchens und will auch gleich den Beweis antreten. Kulturhauptstadt 2010, das soll’s nicht gewesen sein. Stattdessen will sich die Freie Szene stärker als bisher jenseits des eigenen Horizonts vernetzen und im Oktober das erste Festival der Freien Kultur in Gelsenkirchen auf die Beine stellen.

Die Bühne dafür bietet das Consol Theater an der Wilhelminenstraße. Hausherr und Emschertainment-Chef Dr. Helmut Hasenkox begrüßte gestern das Engagement der freien Kulturszene ausdrücklich: „Ich freue mich, wenn mal wieder ein soziokultureller Hauch durch die Kaue weht und ausschließlich Künstler aus dieser Stadt auftreten werden.“

Städtisches Kultur Referat unterstützt die Szene

Auch das städtische Kultur Referat ist begeistert im Boot. Dr. Volker Bandelow: „Ich bin mir sicher, es gibt große, teils noch unbekannte kreative Potenziale, die es zu entdecken und zu fördern gilt.“

Zum Beispiel mit einem eigenen Festival. Das soll in der Kaue unter dem Titel „Hinterm Tellerrand geht’s weiter“ vom 20. bis 23. Oktober stattfinden. Mindestens. Stehen Teilnehmer und Finanzbudget endgültig fest, kann das Festival auch auf eine ganze Woche ausgedehnt werden.

Motor und künstlerischer Leiter der Veranstaltung ist der Kopf des Trias Theaters Ruhr, Ulrich Penquitt: „Dieses Festival will über den Tellerrand gucken. Es soll eine Bestandsaufnahme sein, aber auch für die Zukunft Gedanken und Projekte entwickeln.“

Möglichkeit, sich darzustellen

Die Freie Szene soll die Chance bekommen, sich in all ihren Facetten darzustellen, aber auch, sich zu informieren, Netzwerke zu schaffen, Erfahrungen auszutauschen, Projekte anzuschieben.

Mit im Boot ist zum Beispiel der Tänzer Rolf Gildenast. Er plant, für das Festival eine Vorstellung für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und den Tanz in Beziehung zu anderen Kunstformen zu setzen.

Filmemacher und Journalist Frank Bürgin plant einen ganzen Tag rund ums Thema Film, ohne aber einen Film zu zeigen. Stattdessen will er „Total Recall“, das Festival des nacherzählten Films, nach Gelsenkirchen holen. Hier beschreiben Menschen aus dem Publikum zehn Minuten lang ihren Lieblingsfilm. Die beste Nacherzählung wird prämiert.

Integration auch ein Thema

Der Gelsenkirchener Theaterpädagoge und Regisseur Kemal Demir will Theater zu Themen wie Integration oder Behinderung auf die Bühne bringen. Musiker und Komponist Michael Walter stellt als Tagesregisseur vor allem die Musik in den Fokus.

Auch die Bildende Kunst und die Literatur werden beim Festival ihr Forum bekommen. Grafiker Jesse Krauß plant neben dem Onlineauftritt den Aufbau einer Datenbank für freie Künstler.

Und Tänzer Rolf Gildenast spricht sicherlich für viele aus der Szene, wenn er sagt: „Wir müssen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen.“