Gelsenkirchen. .
Bedächtig und mit verheißungsvollem Blick lässt Melody Roszkiewicz tief unten im Schatz-Keller die zwei kleinen Schellen in ihren Händen aneinander geraten: „Klinggg“, hallt es sanft durch die Kellerbar des Consol Theaters, in der Kinder und Erwachsene es sich auf Holzkisten und Stühlen vor der Bühne gemütlich gemacht haben.
„Mit diesen feinen Klängen hier, öffne ich die Märchentür“, lädt die Gelsenkirchenerin ihre Zuhörer geheimnisvoll ins Reich der Fantasie ein. Und dann beginnt die Geschichte von dem Königssohn, der einen Wilden aus dem Verlies befreien muss, um seinen goldenen Spielball wiederzubekommen.
Festungen der Fantasie auf dem Consol-Gelände
Melody Roszkiewicz ist eine von zwölf Erzählerinnen und Erzählern bei „Hör mal auf Consol - Das Fest der Geschichtenerzähler“, das Samstag und Sonntag das 2. Gelsenkirchener Erzählfestival beendete. Wie im letzten Jahr, als die Veranstaltung im Zuge von Ruhr.2010 aus der Taufe gehoben wurde, verwandelten sich Räume und Plätze auf dem Consol-Gelände in Bismarck in Festungen der Fantasie.
In die Bären-Grube neben dem Maschinenhaus der ehemaligen Zeche Consolidation steigen die Besucher am Samstag zu dem Franken Martin Ellrodt, am Sonntag zum Österreicher KAI hinab. Letzterer versteht es vorzüglich, sein Publikum zu fesseln. Mit Theater-reifer Gestik und Mimik, mit bedeutungsschwangeren Erzählpausen und mit vielen Tempowechseln zieht er Jung und Alt in seinen Bann.
Erzähltage auf Consol
Immer wieder fährt er sich durch die Haare, um das Unglaubliche, das Fantastische, das er da gerade erzählt, zu unterstreichen. Und manchmal verliert er sich selber so sehr in seiner Geschichte um einen verschlagenen König und seinen verliebten Sohn, dass er beinahe wieder vergisst, Hochdeutsch zu sprechen.
Auch die Großen waren begeistert
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„Och, eher langweilig“, sagt ein kleiner Junge, der gerade aus dem Circus Maximus kommt, zu seinem Vater, der wissen will, wie es wahr. Dabei hatte er bis gerade eben noch mit offenem Mund und aufgerissenen Augen vor Erzähler Dirk Nowakowski auf einem Strohballen gesessen. Der hatte nämlich die Geschichte erzählt, wie die Tiere zu ihren Farben gekommen sind.
Aber auch die Großen zeigten sich begeistert. Dirk Gerrigk und seine Freundin hatten vier Kinder im Schlepptau. Mancher Erzähler habe vielleicht eine bessere Stimme, so der junge Mann, aber jeder von ihnen könne begeistern. Sein lachendes Fazit: „Ich glaube, ich höre selber interessierter zu als meine Kinder.“