Gelsenkirchen. Bei der nächsten Premiere im Consol Theater können Kinder ab neun Jahren eine Erzählreise erleben. Das Ungewöhnliche daran: Hier spielen Senioren für den Nachwuchs Theater.
So treffen auf Consol die zwei Schwerpunkte des Theaters aufeinander: Die Seniorenplattform und das Kinder- und Jugendprogramm.
„Ká síra díya“ heißt das Stück, der Titel in der westafrikanischen Sprache Bambara weist schon darauf hin, um was es hier geht. „Gute Reise“ heißt das Stück ins Deutsche übersetzt. Und auf eine solche Reise begibt sich der kleine Naz, der mit seiner Familie auf der Flucht ist, weil seine Heimat auszutrocknen droht.
Der große Traum: Auswandern nach Deutschland, wo der Onkel wohnt. Doch für die Überfahrt auf dem Schlepperboot haben die Eltern kein Geld, so kratzen sie alles zusammen, was sie haben, um wenigstens ihren Sohn in eine bessere Zukunft zu schicken. Doch der Weg wird nicht einfach, das Boot kentert, Grenzen und Berge müssen überwunden werden.
Mehrere Erzählungen der Geschichte
Von dieser beschwerlichen Reise handelt das Stück, das locker auf der Geschichte „Der Junge mit dem Koffer“ von Mike Kenny beruht. Am Consol Theater wählte man jedoch einen neuen Titel, da das Stück gemeinsam mit den schauspielernden Senioren weiterentwickelt und umgeschrieben wurde. „Wir arbeiten schon seit November gemeinsam an dem Werk“, erzählt Regisseurin Andrea Kramer, der André Wülfing als professioneller Erzähler zur Seite steht. Er hat den Schauspielern mit Erzähltechniken den Weg zum Stück geebnet - und ein Probenbesuch zeigt, dass hier jeder Zuschauer mit einbezogen wird.
Erzählt wird die Geschichte nämlich gleich mehrfach, in speziell dafür konstruierten „Hütten“ aus Pappe, in denen sich jeweils vier bis fünf Schüler um einen Darsteller tummeln sollen.
Premiere ist ausverkauft
„Es gibt 13 verschiedene Skripte“, verrät Kramer. Eine Rahmenhandlung hält das Werk jedoch zusammen. Und im letzten Drittel der Aufführung wird das Rund erweitert, alle Besucher und Darstellern betreten ein „Floß“, das sie sicher ans andere Ufer bringen soll. Die Erzählung schwebt dabei durch den Raum, über die Köpfe hinweg, man kann sich ihr nicht entziehen. Der Monolog des kleinen Naz wird hier auf mehrere Schauspieler verteilt.
„Wir möchten mit diesem ungewöhnlichen Erzählformat vor allem das junge Publikum besonders ansprechen“, sagt Georg Kentrup vom Consol Theater. Kein angestaubtes Sprech-Theater, bei dem man stundenlang stillsitzen muss, sondern eine ganz besondere Erzählreise, in der es vor allem um Migration geht, erwartet das Publikum. Und die Zuschauerzahl ist stark limitiert: Zwischen 35 und 40 Jugendliche können pro Aufführung mit auf die Reise gehen.
Erzähltage auf Consol
Die Premiere von „Ká síra díya!“ am Sonntag, 19. Juni, um 15 Uhr ist bereits ausverkauft, deshalb wird die Generalprobe für das Publikum geöffnet, diese findet am Samstag, 18. Juni, um 16 Uhr statt. Karten dafür können unter 988 22 82 oder per Mail an kontakt@consoltheater.de vorbestellt werden. Für weitere Vorstellungen am Mittwoch, 22. Juni (10 Uhr) und Mittwoch, 29. Juni (11 Uhr) gibt es noch Restkarten, die Vorstellungen am 21. und 28. Juni hingegen sind bereits ausverkauft. Eine Fortsetzung ist für die Zeit nach den Sommerferien geplant.