Gelsenkirchen. .
Sein Kunstkoloss Herkules thront längst weithin sichtbar über den Dächern der Stadt. Seit einigen Monaten widmet sich die Sparkasse Gelsenkirchen nun den Meisterschülern des Malerfürsten Markus Lüpertz. Die vierte Ausstellung dieses Reigens bestreitet die Kölner Künstlerin Julia Gerber mit ihrer Malerei, die im Spannungsfeld zwischen Figuration und Abstraktion angelegt ist.
Ein faszinierendes Spiel mit Grenzen. Julia Kabuth, Gelsenkirchener Galeristin und Kuratorin der Ausstellungsserie in der Sparkasse an der Nienhofstraße in Buer, schätzt die Arbeiten der 1983 in Köln geborenen Malerin bereits seit einigen Jahren. „Kraftvolle Malerei in Kombination mit zeichnerischer Abstraktion, eine ungewöhnliche Farbgebung und Mut zum Freiraum“, so Kabuth, „charakterisieren das bisherige künstlerische Werk von Julia Gerber.“
Besonders die mystische Serie, die sich dem uralten Märchenthema „Rotkäppchen“ widmet, fasziniert die Kunstexpertin. So zeigt die aktuelle Schau einige Werke aus dieser Reihe, verzichtet aber auf die allzu erotischen Begegnungen zwischen Frau und Tier.
Wilde Waldlandschaften
Stattdessen entführen die groß- bis mittelformatigen Werke in wilde Waldlandschaften, deren üppig wucherndes wildes Grün an flirrendes Dschungelflair erinnert. Nur bei genauem Hinsehen entdeckt der Betrachter in den Farb- und Formschichten mal eine Frauenfigur, mal einen Wolf. Landschaft, Mensch und Tier fließen grenzenlos ineinander. Nach Werken, die die eher weibliche Seite ausloten, widmet sich die aktuelle Serie „Searchers“ (Sucher) dem Mythos Cowboy. Männer auf Pferden, bei der Jagd, beim Spähen nach Beute. Einsame Typen in scheinbar grenzenloser Weite. Die entsteht unter anderem durch große Freiräume auf den Leinwänden.
Ganze Flächen bleiben weiß und legen sich dadurch, so die Künstlerin, wie ein zweiter Rahmen um das Bild. Die hellen Flächen suggerieren aber auch nebulöse Ferne.
Neben kraftvoll aufgetragenen, leuchtenden Farben überrascht eine Arbeit in nebligen Grauschattierungen, figurale Zeichnung trifft auf frei assoziierbare, nahezu abstrakte Landschaft.
Die Arbeiten geben einen beredeten Einblick in das Schaffen der Lüpertz-Schülerin, aber auch in das pädagogische Wirken des einstigen Rektors der Düsseldorfer Kunstakademie.
Herkules aus der Luft