Gelsenkirchen.

Kunst im öffentlichen Raum polarisiert. Und das lange bevor Kunst-Professor Markus Lüpertz seinen Herkules auf den Nordsternturm hievte. Wo man sonst noch in der Stadt über Kunst förmlich stolpert, das dokumentiert Stadtprofile-Broschüre.

Geliebt und gehasst, begehrt und abgelehnt: Kunst im öffentlichen Raum polarisiert. Kalt lässt sie fast niemanden. Und das lange bevor Kunst-Professor Markus Lüpertz seinen kolossalen Herkules auf den Nordsternturm hievte. Wo man sonst noch überall in der Stadt über Kunst förmlich stolpert, das dokumentiert die neue, ambitionierte Stadtprofile-Broschüre „Kunst im öffentlichen Raum“.

Aus weit über 100 Objekten stellt das Heft exemplarisch 23 Arbeiten in Bild und Text vor. Reinhard Hellrung, stellvertretender Leiter des Kunstmuseums, erläutert die Entstehungsgeschichte der Werke, ihre Stilistik, gibt Deutungshilfen. Aufreger Kunst: Schon über das neue Musiktheater wurde Ende der Fünfziger heftig diskutiert und gestritten. Die blauen Schwammwände von Yves Klein, heute weltberühmtes Wahrzeichen der Stadt, ernteten damals Kopfschütteln und Unverständnis. Mindestens.

Als Günther Uecker 1964 im Schaufenster des Pianohauses Kohl ein Klavier mit Nägeln traktierte, riefen empörte Passanten gar die Polizei. Heute sagt Gelsenkirchens Kulturdezernent Dr. Manfred Beck: „Wenn Kunst im öffentlichen Raum keine Diskussion auslöst, dann ist sie langweilig oder bloße Dekoration.“ Selbst für den Herkules ist er zuversichtlich: „Wenn die ganze Protestwelle abgeebbt ist, wird er zu einem Sinnbild für Gelsenkirchen werden.“ So wie das Musiktheater.

Appetit machen

In Straßen und Parks, auf Plätzen und an Gebäuden hinterließen auch Künstler wie Norbert Kricke, George Rickey, Rolf Glasmeier, Dan Flavin oder Günter Dohr ihre eindrucksvollen Spuren. Sandro Antals „Rolling sun“ (Skulpturenwiese Rottmannsiepe) findet sich in dem Heft ebenso wie Günter Tollmanns mobile Plastik vor dem Amtsgericht Buer oder Takashi Narahas Brunnenskulptur am Musiktheater.

Die Broschüre, Band 3 nach dem „Backstein-Expressionismus“ und den „Werkssiedlungen“, liegt kostenlos in einer Auflage von 8000 Exemplaren an 30 Stellen im Stadtgebiet aus. Sie ist kein Kompedium, sondern will einfach nur Appetit darauf machen, die Kunst in der Stadt zu entdecken.