Gelsenkirchen.
Die „Kunst am Baum“ hat Nachwuchs bekommen: Der Düsseldorfer Künstler Christian Forsen präsentiert in den Berger Anlagen an der Adenauerallee seine Baumskulptur „Selbstkernspaltung“. Am Sonntag, 22. Mai, wird diese ab 11.30 Uhr vom Kunstverein Gelsenkirchen offiziell vorgestellt.
Seit 1993 lädt der Kunstverein Bildhauer und Kunstschaffende aus der Region dazu ein, ausgewählte Pappeln aus dem Naturraum in Buer ganz besonders zu gestalten. Und der aktuelle Neuzugang, man mag es kaum glauben, ist schon der 18. Beitrag zu diesem ungewöhnlichen Kunstprojekt.
Vergänglichkeit der Werke
„Von den 18 Kunstwerken sind allerdings nur noch neun in voller Größe zu sehen, die anderen sind bereits verwittert und liegen am Boden. Aber auch das ist Teil des Projektes und durchaus so gewollt“, erklärt Ulrich Daduna, der Vorsitzende des Kunstvereins. Die Vergänglichkeit der Werke, aber auch ihre Einheit mit der Natur, das sind die Schwerpunkte dieser Projektreihe.
„Es war anfangs schwer, diese Kunst am Baum in einem Landschaftsschutzgebiet durchzusetzen. Aber da wir nur Pappeln, die ohnehin gefällt werden müssten, bearbeiten lassen, ist es dann genehmigt worden“, so Daduna, dessen Verein ganz bestimmte Bedingungen an die teilnehmenden Künstler stellt: „Die Baumskulpturen müssen aus einem Stück und direkt vor Ort gefertigt werden. Deshalb müssen sich die Künstler auch während ihrer Arbeit mit den Parkbesuchern, Joggern und Passanten auseinandersetzen. Und die fertigen Skulpturen sollten nicht mehr als sieben Meter hoch sein.“
Filigrane Skulpturen
Christian Forsen hat diese Vorgaben genau eingehalten: 6,20 Meter ragt seine Skulptur nun in den blauen Himmel von Buer, in direkter Nachbarschaft zu den Kunst-Bäumen von Roger Rigorth (2008) und Detlef Waschkau (2009). Mit Kettensäge und Schnitzeisen hat der 37-Jährige die Pappel bearbeitet, hat sie so zurechtgestutzt, dass es nun aussieht, als sei ein schwarzer Keil in den hellen Stamm gerammt worden.
„Die einzelnen Versatzstücke sehen wie aufgesetzt aus, sind aber in Wirklichkeit ein einziger Stamm“, sagt er. „Diese Herausforderung hat mich gereizt.“ Nach Fertigstellung der Schnitzarbeiten hat Forsen das Mittelteil seiner Skulptur mit einem Flammenwerfer eingeschwärzt, so wirkt es nun wie angemalt. Und auch hier wird die Vergänglichkeit des Holzes wieder zum Thema: Ein roter Faden, der sich auch durch die Arbeiten zieht, die Christian Forsen zeitgleich im Kunstmuseum Gelsenkirchen an der Horster Straße ausstellt.
Hier hat er filigrane Skulpturen aus Holzstäben geschaffen, die auf den ersten Blick so wirken, als würden sie gleich umkippen. „Aber sie sind so konstruiert, dass sie sich selber stützen“, versichert der Künstler.