Gelsenkirchen. . Strenger Bildaufbau, keine Geschichten - das sind Charakteristika der Werke von Künstlerin Susanne Werdin. Im “Atelier Jüttner.Reismann.Sternkopf“ stellt sie derzeit unter dem Titel “Kein Kreis ohne Winkel“ ihre Bilder aus.
Auf schwarz-gelbe Werke verzichtet Susanne Werdin in ihrer Gelsenkirchener Ausstellung. Was eher dem Zufall geschuldet ist als dem Respekt vor dem heimischen Fußballclub in Blau und Weiß. Obwohl, gesteht die Leipzigerin: „Als ich zu Hause von Gelsenkirchen erzählt habe, nannten alle sofort Schalke.“
Dass die Stadt noch viel mehr zu bieten hat, das erfährt die Künstlerin aus Sachsen in diesen Tagen. Susanne Werdin stellt ab heute ihre konstruktivistischen Arbeiten im „Atelier Jüttner.Reismann.Sternkopf“ an der Ruhrstraße 11a aus.
Klare geometrische Strukturen
Farben und Formen dominieren unter dem Titel „Kein Kreis ohne Winkel“ die teils großformatigen Werke. Im Gepäck hat die Künstlerin vor allem Kompositionen in Schwarz und Rot. Beim Begriff Konkrete Kunst entstehen Zuordnungen im Kopf: klare geometrische Strukturen, strenger Bildaufbau, Farbe. Und vor allem: Bilder, die keine Geschichten erzählen, die nichts bedeuten.
Ihren Stil nennt Susanne Werdin, 1964 in Guben geboren, darum viel lieber konstruktivistisch: „Ich finde, dass auch ein Kreis, auch ein Quadrat etwas bedeuten. Sie üben eine emotionale Wirkung auf den Betrachter aus.“ Ein Kreis zum Beispiel gilt der Künstlerin als Symbol für Vollkommenheit. Und wer genau hinsieht, der entdeckt auch in der aktuellen Ausstellung immer wieder den Kreis, der förmlich allem zugrunde liegt.
Verzicht auf Wiederholungen
Durch Rechtecke, Quadrate, unter strengen Linien, die an verschiedenen Stellen aufgebrochen, gekappt, an derer Stelle fortgesetzt werden, scheinen die Umrisse des Kreises hindurch. Wie deutlich, das hängt von der jeweiligen Position des Betrachters ab.
Zur formalen Gestaltung gehört der weitestgehende Verzicht auf Wiederholungen, matte Flächen treffen auf glänzende, Spannungsfelder sind so garantiert.
Da, wo die Kanten der Schnittstellen rot aufscheinen, da bekommen die Arbeiten plötzlich Tiefenschärfe und eine ungeheure Leuchtkraft. Susanne Werdin: „Gerade an den Stellen, wo nichts ist, da liegt etwas Tieferes.“ Die rote Farbe, im Kontrast mit den Schwarztönen noch mal verstärkt, erzählt von Schmerz, Leid, aber auch Glück.
Zusammenspiel von Kunstpositionen
Das Zusammenspiel mit den Arbeiten der Atelierbetreiber Heinrich Jüttner, Heribert Reismann und Wolfgang Sternkopf komplettiert die Schau. Susanne Werdin empfindet dieses Zusammenspiel von Kunstpositionen als echte Bereicherung.
Sie selbst kam zunächst über die Musik zur Buchkunst, dann zu Holzschnitt und Radierung und schließlich zu Malerei und Zeichnung. Die Verwandtschaft von Musik und Malerei genießt sie bis heute, denn: „Bei beiden geht es um Dynamik, Rhythmus und Lautstärke.“