Gelsenkirchen. . Selbst wenn Gemüsehändler Tim Schifferer Gurken verschenken wollte, würde er keine Abnehmer finden. „Am Samstag habe ich auf dem Wochenmarkt gerade mal zwei verkauft, normalerweise sind es 30 bis 40. Die sind zurzeit unverkäuflich“, sagt der 30-Jährige.
Imbissbuden und Bäckereien geht es ähnlich. Salat, Tomaten und Gurken werden zu Ladenhütern. Die Furcht vor dem Darmbakterium Ehec und einer Erkrankung – drei bestätigte und einen Verdachtsfall gibt es derzeit in Gelsenkirchen – sitzt tief.
Auch in Schifferers Pottbäckers Bauernladen am Fuße der Augustinuskirche fragen die Kunden in diesen Tagen vermehrt nach der Herkunft von Obst und Gemüse. Was einst für ein kritisches Naserümpfen sorgte, wirkt heute beruhigend: „Derzeit saisonbedingt aus niederländischen Gewächshäusern“, lautet die Antwort. Mit Gülle, in der der Ehec-Erreger enthalten sein kann, kämen sie daher gar nicht in Berührung. Während Erdbeeren, Spargel und Äpfel normalen Absatz finden, werden 50 Prozent weniger Gurken und Tomaten verkauft. Mit drei bis vier Prozent am Gesamtumsatz treffen Tim Schifferer die Einbrüche weniger stark, aber einer seiner Lieferanten, der sich auf den Salatanbau spezialisiert hat, kann seiner Meinung nach „die Felder unterpflügen“.
Mehrmals am Tag waschen sich seine Mitarbeiter die Hände. Das sei für den Lebensmittelhandel üblich. Ohnehin werden die Hygiene-Vorschriften peinlich genau eingehalten. „Erst kürzlich waren die Lebensmittelkontrolleure da. Alles in bester Ordnung“, sagt Schifferer.
Zwei Tage lang kein Salat bestellt
Direkt ums Eck, in Reginas Pizzeria am Alten Markt, ist der Salathunger auch nicht mehr so groß. Als die Medien das Thema Ehec großflächig aufgriffen, wurde zwei Tage lang kein Salat bestellt. Die Lage hat sich wieder beruhigt. „Wir stehen morgens extra früh zum Putzen auf“, verrät Chefin Mariella Celona. Verkauft wird zwar wieder, aber nicht mehr so wie früher. Dabei wird stets frisch zubereitet und wie immer auf die Hygiene-Vorschriften geachtet. „Ich esse jeden Tag selber davon“, sagt die Chefin. Ihre Stammkundschaft käme auch weiterhin und wisse, dass es bei „Regina“ sauber wäre.
Ihren Döner wollen die Deutschen in Adar Nihats Imbissbude Saray Döner auf der Ebertstraße zur Zeit nur mit Zwiebeln und Zaziki. Hier sind die Umsätze um knapp 30 Prozent zurückgegangen. „Die Kunden fragen gar nicht, woher die Tomaten und Gurken kommen, sie bestellen einfacher nicht mehr“, so Nihat. Sein Obst und Gemüse bezieht er über einen Großhändler aus Holland.
Das belegte Brötchen gibt es bei Malzer’s Backstuben und vielen anderen Bäckereien mittlerweile nur noch auf Wunsch mit Salatbeilage. In der letzten Woche stoppte das Gelsenkirchener Unternehmen die Auslieferung der fertigen Salate an die Filialen sogar ganz. „Die Kunden achten sehr darauf, was wir anbieten“, sagte eine Sprecherin. Mittlerweile wird zwar wieder ausgeliefert, doch nur die Hälfte der sonst üblichen Mengen. „Wir haben unsere Lieferanten aufgefordert, Stellungnahmen abzugeben und haben auch schon einige Unbedenklichkeitsbescheinigungen erhalten“, so die Sprecherin. Auch Malzer’s kauft überwiegend in den Niederlanden und am Niederrhein ein.