Gelsenkirchen. .
Der Geigenvirtuose Sergej Krylov brillierte beim 5. Sinfoniekonzert im Musiktheater im Revier mit Prokofjews Konzert für Violine und Orchester Nr. 1. Ein gelungener Einstieg in das Jahr, in dem die Musikwelt den 200. Geburtstag Franz Liszts feiert.
In Ungarn wird sie rauf und runter gespielt. In Österreich auch. Nur in Deutschland, da führt Franz Liszts Sinfonische Dichtung Nr. 3 „Les Préludes“ ein Schattendasein, seit die Nazis sie für ihre Propagandazwecke missbrauchten. Wie viel Schönheit, aber durchaus auch martialische Kraft in dieser Komposition steckt, das demonstrierte die Neue Philharmonie Westfalen.
Und zwar fulminant beim 5. Sinfoniekonzert im Musiktheater im Revier. Ein gelungener Einstieg in das Jahr, in dem die Musikwelt den 200. Geburtstag Franz Liszts feiert. Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster interpretierte die fast vergessene Kostbarkeit in ihrer Ambivalenz von betörender Melodik und beunruhigender Wucht. Im Finale bringt Förster die Musik förmlich zum Explodieren.
Auch diesmal trug das Dramaturgie-Konzept des Chefs am Pult Früchte. Das Große Haus am Montag, sehr gut besucht. Geschuldet der Werkauswahl, sicherlich aber auch dem herausragenden Solisten, der bereits in den Jahren zuvor seine Visitenkarte erfolgreich in Gelsenkirchen abgegeben hatte.
Flirrender Klangkosmos
Sergej Krylov, der russische Geigenvirtuose mit Teufelsgeiger-Habitus, brillierte diesmal mit Sergej Prokofjews Konzert für Violine und Orchester Nr. 1. Wobei der 40-jährige Ausnahmemusiker diesmal weniger durch Virtuosität, denn durch sein hochexpressives, vorwärts drängendes, technisch atemberaubend sicheres Spiel faszinierte. Auch wenn die Geige die lyrischen Momente auskostete, hatte sie ihren starken Einsatz in den rauen, ruppigen, fiebrigen, fast aggressiven Partien. Förster sorgte mit seinen Philharmonikern für einen wunderbar flirrenden Klangkosmos.
Nach dem jubelnden Applaus machte Krylov seinem Image noch mal alle Ehre und bedankte sich mit der herrlichen Paganini-Caprice Nr. 9. Teuflisch schwierig, teuflisch gut.
Zum Abschluss rundete mit Antonin Dvoraks Achter purer Wohlklang den Abend ab. Auch wenn diese Sinfonie den Beinamen „Englische“ trägt, zelebrierten die Philharmoniker in großen Bögen böhmische Klänge. Viel Beifall.