Drei Komponisten des 20. Jahrhunderts, drei Werke aus derselben Dekade, drei völlig unterschiedliche Ansätze: Die Neue Philharmonie Westfalen stellt beim zweiten Sinfoniekonzert am kommenden Montag und Dienstag im Musiktheater ein ungewöhnliches Programm vor.
Im Mittelpunkt steht Hans Werner Henzes Musik für Violoncello und Orchester „Ode an den Westwind“ von 1953, der Beitrag der NPW zum Henze-Projekt der Kulturhauptstadt. „Das ist ein sehr sinfonisches Stück, in dem es kein Hierarchiegefälle zwischen Soloinstrument und Orchester gibt“, meint Jan-Filip Tupa, der den Cello-Solopart übernimmt. Der gebürtige Recklinghäuser, dessen Vater jahrelang bei den 1. Violinen in der NPW musizierte, studierte u.a. bei Raphael Wallfisch in London und war Stipendiat der Kunststiftung NRW und der renommierten Internationalen Ensemble Modern Akademie. Sein Fokus liegt auf der Neuen Musik nach 1950. Die „Ode an den Westwind“ führt er bei diesem Konzert erstmalig auf: „Zu Beginn fiel es mir etwas schwer, mich mit dem spätromantischen Duktus des Werks zu identifizieren. Der Reiz liegt für mich hier darin, die klangliche Komplexität im Zusammenspiel von Cello und Orchester zu entdecken.“
Folter und Repression
Flankiert wird Henzes Komposition von zwei in unmittelbarer zeitlicher Nähe entstandenen Werken. Der Abend wird eröffnet mit dem zehnminütigen Stück „Bara“ des deutsch-koreanischen Komponisten Isang Yun (1917-1995). „Es handelt sich hier um eine völlig andere Klangsprache, für die wir unsere Ohren ganz neu einstellen müssen“, sagt GMD Heiko Mathias Förster. Yun, 1956 nach Europa gekommen, wurde 1967 vom südkoreanischen Geheimdienst entführt und zwei Jahre lang gefoltert.
„Hier liegt die Nähe zu Dmitri Schostakowitsch, der in der Sowjetunion ebenfalls unter Repressalien zu leiden hatte“, so Förster. Mit dessen Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93 beschließt das ambitionierte Konzert. Karten für die Konzerte am 4. Und 5. Oktober (jeweils 20 Uhr) gibt es an der Theaterkasse unter Tel. 4097200.