Gelsenkirchen. Fast zwei Jahre nach dem Abriss des Zentralbads geht der Bildungscampus auf der Brache in die konkrete Planung. Wer hier einbezogen werden soll.
Es geht weiter mit den konkreten Planungen für die Zentralbad-Brache im Herzen von Gelsenkirchen: Am 16. Mai soll der Rat der Stadt die „Errichtung eines multiprofessionellen Gebäudes“ auf dem Gelände beschließen. „Vorzugsweise für das Berufskolleg Technik und Gestaltung“ soll der dort entstehende Bildungs- und Innovationscampus (BIC) genutzt werden können. Allerdings sollen hier noch zahlreiche weitere Akteure im Bildungs- und Ausbildungsbereich Platz finden. 11.500 Quadratmeter Platz gibt es dafür neben dem neu zu errichtenden Zentralbad, zudem gibt es eine Reservefläche nebenan mit 6000 Quadratmetern.
Konkrete Vorschläge von IHK und Handwerkskammer
Interesse bekundet an einer Einbindung beziehungsweise Mitarbeit am Konzept haben bereits die Handwerkskammer Münster, die Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe, die IHK Nord Westfalen, die Emschergenossenschaft/Lippeverband, die Gelsenwasser AG, die Zinq GmbH und auch die Westfälische Hochschule (WH). Letztere hatte in der Vergangenheit eher wenig Interesse an einer Ausweitung des Standorts in den Stadtsüden hinein signalisiert.
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Die WH bietet nun an, neben dem „Makerspace“ auf ihrem Campus, den Aufbau einer weiteren solchen offenen Kreativwerkstatt innerhalb des Bildungscampus beratend zu unterstützen. Damit sollen „innovative Entwicklungen“ durch Beratung, Netzwerkaufbau und Projektentwicklung gefördert werden. Im bestehenden „Makerspace“ der WH werden mittels 3D-Druck und Elektronik Prototypen entwickelt und getestet.
Gastronomie im Gebäude für alle öffnen
Noch weiter würde die Handwerkskammer gehen. Sie kündigt an, Teile ihres Lehrgangsangebots für Auszubildende, aber auch Fortbildung für Gesellen und Meister im BIC durchführen zu wollen. Zudem könnte man dort nach Vorstellung der Kammer Siegerehrungen im Rahmen der Deutschen Meisterschaften im Handwerk durchführen.
Die Arbeitgeberverbände sprechen in ihrer Absichtserklärung von einer Kooperation mit dem BIC in Sachen Berufsorientierung und gemeinsamen Angeboten. Bereits jetzt werden Projekte wie „Boys and Girls Academy“ und „Junge Visionäre“ gemeinsam durchgeführt.
Die IHK begrüßt den Campus besonders als Möglichkeit, die Fachkräftegewinnung gemeinsam voranzutreiben durch Förderung der beruflichen Bildung. Gerade in Gelsenkirchen gebe es dafür noch viele Potenziale, heißt es. Für neue Weiterbildungsangebote, die aktuell entwickelt werden, würde man gern auch die Räume des BIC nutzen. Dies gelte auch für die vom Bund geförderte „H2!Academy“ (für die Transformation zum Energieträger Wasserstoff), bei der auch die WH und die Fraunhofer IEG eingebunden sind. Die Verwaltung schlägt zudem eine Co-Working-Nutzung und öffentlich zugängliche Gastronomie- beziehungsweise Mensabereiche vor, auch eine Nutzung der Dachflächen sei mitzudenken.
Bis 2025 Perspektiven für Gelände des BTG-Berufskollegs
Für das Gelände des Berufskollegs Technik und Gestaltung (BTG), das ins BIC übersiedeln soll, soll spätestens im Jahr 2025 ein Vorschlag erarbeitet werden, wie die frei werdende Fläche der jetzigen BTG-Gebäude künftig genutzt werden könnte. Auch hierbei sollen Campusgedanke und Innovation im Mittelpunkt stehen. Zudem gelte es, eine Perspektive für eine moderne Lernumgebung für das Berufskolleg Königstraße in dem Rahmen zu entwickeln.
Ein weiterer Auftrag an die Verwaltung soll sich demnach auf die Zukunft des Berufskollegs am Goldberg beziehen. Hierfür soll ebenfalls spätestens in 2025 eine Planung erarbeitet werden, bei der es um die zukunftsfähige Umgestaltung oder – falls dies im Bestandsgebäude nicht möglich ist – alternativ um geeignete Flächen für einen neuen Standort gehen. Diese Flächen sollen zunächst vorzugsweise in Buer gesucht werden. In der Vergangenheit und vor allem nach dem abschlägigen Bescheid zur Innenstadtförderung für Buer hatte es Klagen von Politikern und Bürgern aus Buer gegeben, dass ihr Stadtteil zunehmend benachteiligt werde.
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Die Ziele für den Bildungscampus sind hoch gesteckt. Hier sollen dem Fachkräftemangel entgegengewirkt, Heranwachsenden eine frühere Berufsorientierung und damit bessere Entscheidung ermöglicht, Innovationen bei Gelsenkirchener Betrieben unterstützt und die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung gefördert werden. Die Pläne sollen auch bei einer gemeinsamen Sitzung des Bildungsausschusses und der Bezirksvertretung Mitte am 25. April im Ratssaal diskutiert werden.