Gelsenkirchen. Gelsenkirchens Bevölkerung ist jung. Dieser Schatz soll mit einem neuem Konzept nun für heimische Betriebe besser „gehoben“ werden können.
Damit der Bildungscampus mehr als eine innovative Idee wird, hat Bildungsdezernentin Anne Heselhaus eine eigene, im Vorstandsbereich angesiedelte Stabsstelle zu Entwicklung und Aufbau des Bildungs- und Innovationscampus in Gelsenkirchen eingerichtet. Alexandra Bretschneider (46) hat nun die Leitung dieser Stabsstelle übernommen und stellt gleich klar: Mit dem Bildungscampus ist deutlich mehr gemeint als ein großes Gebäude für Berufskollegs auf dem Zentralbad-Gelände. Das große Ziel dahinter: die Stadtgesellschaft stärken, die heimische Wirtschaft unterstützen. Ihren Dienstsitz hat Bretschneider gleich in der Nachbarschaft des Geländes, im Bildungszentrum.
Extrem hohe Zahl von Ausbildungsabbrechern durch bessere Vorbereitung senken
Entstanden ist die Idee zum Innovationscampus aus der Berufskolleg-Entwicklungsplanung, die Gelsenkirchen (nicht nur baulich) erheblichen Modernisierungsbedarf in dem Bereich attestierte. Ein Wunsch, den die drei Gelsenkirchener berufsbildenden Schulen schon lange hegen. Es geht unter anderem um bessere Verzahnung der Kollegs untereinander. Sie wünschen sich ein Drehtürmodell für ihre Schülerinnen und Schüler, um ihnen in der Ausbildungsvorbereitung bei Bedarf einen beruflichen Richtungswechsel niederschwellig zu ermöglichen.
Die hohe Zahl von Ausbildungsabbrechern – nicht nur in Gelsenkirchen – zeigt schon lange Handlungsbedarf; trotz Praktika und Berufserkundung. Junge Menschen wissen oft wenig über die Berufswelt, hinzu kommen gravierende Sprachprobleme bei jungen Zuwanderern, die sich eigentlich – so die Überzeugung der Kollegleitungen – auch für Mangelberufe interessieren und eignen.
Alexandra Bretschneider, von Hause aus Kommunikationswissenschaftlerin, hat bereits zahlreiche von Bund und Land geförderte Bildungsprojekte begleitet. „Zuletzt war ich für das Wirtschaftsförderungs-Netzwerk WIN Emscher-Lippe tätig. Dabei hab ich mich mit der Digitalisierung von Berufskollegs befasst; ich bin also bereits in Kontakt mit Kollegschulen“, schildert sie ihren Hintergrund.
Viele Akteure aus Bildung und Berufswelt direkt einbinden
In Gelsenkirchen will sie nun gemeinsam mit den Berufskollegs und anderen Akteuren wie Arbeitsagentur, Handwerks- und Handelskammern sowie Betrieben den Grundstein für eine optimale Vorbereitung auf die Berufswelt legen helfen. Auch ein Sprachzentrum und umliegende Schulen sowie Kitas sollen mittelfristig in den Bildungs- und Innovationscampus mit eingebunden werden. Der Sprecher der Gelsenkirchener Berufskollegs und Leiter des Berufskollegs Technik und Gestaltung, Uwe Krakau, gehört mit 0,2 Prozent Stellenanteil zum Team der Stabsstelle, das sich im Aufbau befindet.
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Konkrete Ideen zum Bildungs- und Innovationscampus wurden bereits auf Empfehlung des beauftragten Entwicklungs-Gutachters, Detlef Buschmann, in multiprofessionell besetzten Arbeitsgruppen ausgearbeitet. Bretschneider will nun eine Lenkungsgruppe aufbauen, die die Weiterentwicklung vorantreibt. Wer genau Platz finden wird auf dem Areal am Zentralbad, in welcher Reihenfolge welches Kolleg wie bedacht wird: All das sei noch völlig offen, erklärt Bretschneider.
Gebäude soll direkt an das neue Zentralbad andocken
„Aber allerspätestens im nächsten Jahr beginnt der Bau des neuen Zentralbads, und daran soll das Gebäude ja andocken. Wir werden die Arbeiten überlappend angehen“, ergänzt Anne Heselhaus. Sie verspricht eine fortlaufende Entwicklung, die „hoffentlich nicht erst in zehn Jahren abgeschlossen ist“: Auch wenn bis dahin voraussichtlich nicht alle drei Kollegs auch baulich neu aufgestellt sein dürften.
Zum Jahresbeginn wurde ebenfalls im Bildungs- und Sportdezernat eine weitere Stabsstelle etabliert, und zwar zur Reorganisation und Weiterentwicklung der Sportangebote in der Stadt. Roy Primus (36), selbst ehemals Mitarbeiter bei Gelsensport, gebürtiger Gelsenkirchener und aktiver Vereinssportler, hat die Aufgabe übernommen.